Steckbrief
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Länge des Aufenthalts
13.09.2022 – 28.02.2023 -
Lehrsprache
Spanisch -
Studienrichtung
Psychologie -
Studiengang, Studienabschluss
Psychologie B. Sc., Bachelor of Science -
Förderprogramm
Erasmus+ , Auslands-BAföG -
War Ihr Studium im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?
Freiwillig -
Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?
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veröffentlicht am
Vor dem Studium im Ausland
Ich habe mich für ein Erasmus-Semester entschieden, da ich Spanisch lernen wollte und mir die Möglichkeit im Ausland zu studieren durch die Erasmus-Förderung möglich wurde. Dementsprechend war es recht naheliegend, dass ich mein Erasmus gerne in Spanien machen möchte. Ich habe ich mich für La Laguna als Erstwunsch beworben, da der Ort für mich viele Vorteile vereint hat (u.a. umfangreiche Freizeitmöglichkeiten, moderate Mieten und deutlich wärmeres Klima als in Deutschland)
Ich habe bereits im Frühjahr des Jahres mein Auslandsbafög beantragt und mich, sobald es von der ULL möglich war (etwa im Juni) die organisatorischen Aufgaben begonnen. Eine Unterkunft habe ich tatsächlich erst vor Ort gesucht, da dies angeblich recht einfach sein sollte. Es hat schlussendlich innerhalb von einer Woche funktioniert, aber war stressig. Ich würde es dennoch weiterempfehlen, allerdings mit dem Tipp etwas mehr Zeit dafür einzuplanen, da andere Erasmus-Studierende bis ins Semester mit der Suche beschäftigt waren. Falls ihr die Wohnung schon vorher suchen wollt, empfehle ich Idealista, Milanuncius (und Facebook), dort sind eigentlich alle Anzeigen zu finden.
Um auf Teneriffa von den ganzen Rabatten etc. für Residents zu profitieren, muss man einen umständlichen bürokratischen Prozess durchlaufen, der sich über einen Monat zieht (sich schlussendlich aber trotzdem lohnt!). Um möglichst schnell diese Vorteile (ermäßigter ÖPNV, ermäßigte Eintritte, 75% Rabatt auf Reisen innerhalb von Spanien etc.) zu profitieren, würde ich empfehlen, sich schon vor der Anreise mit der Beantragung dieser Unterlagen zu beschäftigen. Man braucht nämliche die NIE (Ausländer*innen-Identifikationsnummer), Empadronamiento (Meldebescheinigung) und die Residencia (nur wenn man vorarbeiten möchte). Da diese beim Rathaus und der Polizei in Persona beantragt werden müssen und die Termine zu Beginn des Semesters schwer zu bekommen sind, kann ich jede*m empfehlen, diese schon vor Beginn des Aufenthalts zu buchen und nicht den Stress zu haben, den die meisten von uns Erasmus-Studierenden dadurch während des Unibeginns hatten.
Ich habe einen A1/A2 Spanisch-Kurs im Semester vor meiner Abreise belegt und am B1 Intensiv-Sommerkurs von ARQUS in Granada teilgenommen. Ich würde auf jeden Fall mindestens ein B1--Niveau empfehlen, tendenziell höher, da die gesamte Uni auf Spanisch ist und auch sonst (abgesehen von den sehr touristischen Bereichen der Insel) fast ausschließlich Spanisch gesprochen wird.
Während des Studiums im Ausland
Die Immatrikulation ist ziemlich umständlich gewesen und hat sich über mehrere Wochen gezogen, die Universidad La Laguna hat nicht mit Pünktlichkeit geglänzt und eine E-Mail mehr zu schreiben schadet oftmals nicht, macht euch auf jeden Fall nicht zu viel Stress, falls sich etwas nicht direkt klärt!
Das Studium an sich empfand ich als unkoordinierter in Leipzig und deutlich stärker verschult. Es gibt im spanischen Universitätssystem viel Anwesenheitspflicht, aber abgesehen von anfänglichen sprachlichen Hürden meinerseits, war in meinem Fall durch die freie Kurswahl, etwas leichter und flexibler. Dies kann aber auch daran liegen, dass ich mir keines der Module anrechnen lasse und daher anders als in Deutschland keinen Notendruck hatte.
Die Universität bietet leider keine Sprachkurse, die man sich als ETCS anrechnen lassen kann und dazu kosten diese recht viel. Aber ich konnte hier vor Ort Lehrveranstaltungen anderer Fakultäten besuchen, was ich auf jeden Fall empfehlen kann. Von den Psychologiekursen kann ich das Modul PEIP (Programas y estrategias de intervención psicoeducativa) sehr empfehlen, mit wenig Aufwand und vielen kreativen Aufgaben ließ sich dieses Modul sehr gut bestehen.
Ich habe in einer WG mit anderen Erasmus-Studierenden in La Laguna gewohnt. Für mich war es schön, dass ich nicht mit anderen deutschen Erasmus-Studierenden gewohnt habe und so Englisch und Spanisch sprechen musste. Es gibt auch viele Studis, die in Santa Cruz wohnen, dort gibt es mehr Nachtleben und es fühlt sich nach einer größeren Stadt an.
Ich selbst bin aber sehr froh in La Laguna gewohnt zu haben, da ich die Ruhe hier sehr genieße, es zum Strand gleich weit weg ist und ich die Stadt persönlich schöner finde. Die Uni ist zwischen den beiden Städten und daher gut erreichbar. Je nach Präferenzen bieten sich denke ich beide Städte gut an, besonders das Barrio Nuevo in La Laguna hat eine super Lage und viele Studi-WGs. Die Mieten in La Laguna und Santa Cruz sind preislich ähnlich wie in Leipzig.
Ich denke, im Schnitt habe ich ähnlich viel Geld wie in Deutschland ausgegeben. Die Miete hier ist ähnlich zu Leipzig (250-500€, im Schnitt eher 350€), kommt aber auch stark auf die Vermieter*in, Lage etc. an. Ausgehen etc. ist deutlich günstiger als in Deutschland und mit dem Resident-Abo ist auch der ÖPNV günstiger als in Deutschland. Dies kostet normalerweise15€ im Monat, ist seit Beginn 2023 sogar kostenlos und man kann alle Busse auf der Insel nutzen. Durch Unternehmungen, Surfstunden, Sportkurse, anfängliche Besorgungen, Reisen auf andere Inseln etc. kam ich aber dennoch auf ähnliche monatliche Ausgaben.
Ich kann nur empfehlen so viel wie möglich von der Insel zu sehen und dabei den touristischen Teil im Süden der Insel so gut es geht zu vermeiden. In der Nähe von La Laguna gibt es das Anaga Gebirge, den Strand Benijo (meiner Meinung nach der schönste der Insel) und viele kleine Bergdörfer. Es lohnt sich die Teide Besteigung bei Nacht zu machen, um den Sonnenaufgang zu sehen und mit dem Reiserabatt die anderen kanarischen Inseln zu besuchen. Wenn man Strand, Wandern und Outdoorsport mag, ist Teneriffa der perfekte Ort für ein Erasmus.
Nach dem Studium im Ausland
Ich habe mir nichts anrechnen lassen, da ich mein Auslandssemsester im siebten Semester gemacht habe und somit keine Module mehr offen hatte, welche anrechnungsfähig wären. Ich denke, in der Psychologie ist es an sich schwieriger, sich ETCS aus dem Ausland anrechnen zu lassen, insbesondere durch die Umrechnung der spanischen Noten, wodurch man sehr gute Noten bekommen muss, um diese einzubringen.
Die Rückkehr von Teneriffa nach Deutschland im Winter war natürlich nicht leicht, insbesondere dadurch, dass man schönes Wetter und Meer gegen Nieselregen und Kälte tauscht. Ich bin aber sehr froh nach dem Ende des Semesters noch über einen Monat so auf der Insel gewesen zu sein, ohne dass ich universitären Verpflichtungen der ULL nachkommen musste und kann es nur empfehlen, wenn man es zeitlich und finanziell umsetzen kann. In dieser Zeit konnte ich mich etwas entspannter wieder auf das Studium und die Verpflichtungen in Deutschland einstellen, ohne direkt aus dem universitären Alltag hier in ebendiesen in Deutschland zu kommen. Dies war mir aber auch nur möglich, weil ich keine offenen Klausuren mehr im Wintersemester hatte.
Den Begriff Entdecker*in im Rahmen eines Erasmus-Auslandsaufenthalts zu nutzen, finde ich persönlich unpassend, da er an koloniale "Entdeckungen" erinnert. Er romantisiert die, aus postkolonialer Sicht, gewaltsame Praxis und verharmlost die daraus entstandenen, bis heute wirkenden, Konsequenzen.
Ich vermute die Frage zielt darauf ab, wieso es sich lohnt ein Erasmus zu machen und daher fände ich eine solche Formulierung treffender, denn hierfür es gibt unzählige Gründe.