Steckbrief

  • Länge des Aufenthalts

    25.08.2022 – 31.01.2023
  • Lehrsprache

    Französisch
  • Studienrichtung

    Natur- und Geowissenschaften
  • Förderprogramm

    Erasmus+
  • War Ihr Studium im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?

    Freiwillig
  • Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?

    Mehr als erfüllt
  • E-Mail-Adresse

  • veröffentlicht am

Vor dem Studium im Ausland

Ich habe mich für ein Auslandsstudium entschieden, da mein Studium ein globales Verständnis voraussetzt und ich sowohl neue Forschungsperspektiven und Arbeitsfelder, als auch ein neues Land und dessen Kultur auf einer tieferen Ebene kennenlernen wollte. Die Universität Paris Diderot (seit 2019 Université Paris Cité) bietet ein sehr praxisorientiertes Geographiestudium an, was für mich nach meinem bisher eher theoretischen Studium durchaus sehr überzeugend war. Ich habe mich für den M2 Master DYNARISK entschieden, welcher spezialisiert ist auf Risikoanalysen und Umweltmanagement.

Vor meinem Beginn stand für mich vor allem Französisch lernen an erster Stelle und Arbeiten, um mir meinen sehr teuren Aufenthalt in Paris zu ermöglichen. Die Pariser Uni ließ sich etwas Zeit mit einer endgültigen Zusage, sodass ich erst relativ spät mit der Wohnungssuche angefangen habe. Ich empfehle 6 Monate bis 1 Jahr vorher anzufangen.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten für ausländische Studierende, sich bereits im Vorfeld von der Universität einen Wohnplatz ausstellen zu lassen. Hierzu muss man während der Online-Registrierung bereits angeben, dass man einen Wohnplatz erhalten möchte. Über CROUS erhält man dann mit Glück ein Zimmer innerhalb der Stadt. Ich hatte leider kein Glück und habe mich bei der Heinrich Heine Stiftung beworben (Bewerbungsfrist etwa 4 Monate vorher). Hier durchläuft man ein sehr aufwendiges Bewerbungsverfahren. Auch hier hatte ich kein Glück.

Versucht man es auf eigene Hand ist es sehr schwer innerhalb des Peripherique eine preiswerte Wohnung zu erhalten. Günstige Wohnungen finden sich innerhalb des Rings vor allem im 15., 19., 20. und 13. Arrondissement. Kosten für ein Zimmer liegen aber auch hier bei mindestens 600€. Es empfiehlt sich weit im Voraus, nach einem Zimmer zu gucken und mindestens 6 Monate zu bleiben. Nur dann hat man Anrecht auf die Wohnhilfe CAF, welche sich durchaus lohnt.

Ich habe einen B1 Französischkurs an der Uni Leipzig besucht, um mein Schulwissen wieder aufzufrischen und mir versucht B2 selbst anzueignen. Ich empfehle jedoch mindestens B2/C1 zu haben. Denn leider stimmt es, dass Franzosen nur sehr ungern Englisch reden.

Studiert wird grundsätzlich in Französisch, dennoch sind Professoren äußerst hilfsbereit auch in Englisch weiterzuhelfen. Sollte man in Englisch studieren wollen, gibt es speziell ausgeschriebene internationale Studiengänge. Für Geographie gibt es jedoch bisher keine Kurse.

Während des Studiums im Ausland

Ich habe mich für den M2 Master DYNARISK (Dynamique des Milieux et Risques). Hiervon habe ich 20 der 30 LP belegt. Fokus liegt hierbei auf der Problematik von Hochwassern und Einzugsgebietsanalysen. Projektarbeiten umfassen unter anderem eine Analyse des Einzugsgebiets der Seine, Risikoberatung einzelner Kommunen im Großraum Paris und einer Exkursion in die Normandie. Der Master ist sehr anwendungsorientiert und umfasst des Weiteren mehrere Ein-Tages- und Mehrtagesexkursionen. Hier werden eigenständig Forschungsmethoden der physischen Geographie angewendet, wie beispielsweise Sodierungen, Luftverschmutzungsmessungen, Bohrkernanalysen und Bodenprofilerschließung.

Das Studium allgemein wird auf einem sehr hohen Niveau angesetzt und ist sehr viel umfangreicher als in Leipzig. Da viele Gruppenarbeiten auch die Kommunikation mit Politikern oder Behörden erfordern, wird von einer sehr professionellen Arbeit direkt zu Beginn ausgegangen.

Mein Zimmer habe ich über housinganywhere.com gefunden (weitere hilfreiche Internetseiten sind unteranderem: leboncoin.fr und spotahome.com).

Bei der Wohnungssuche ist besonders auf Scam zu achten. So etwas wie eine „Anzahlung für die Anmeldung“ gibt es nicht. Auch sollte man, wenn möglich, einen Wohnplatz in der Nähe des Campus oder an einer der großen RER-Stationen suchen. Ich habe in Saint-Denis gewohnt, einem Stadtteil, dem ein sehr schlechter Ruf vorauseilt. Ich habe mich hier sehr wohl und auch sicher gefühlt und würde auch anderen empfehlen, sich hier ein Zimmer zu suchen. Angebunden war ich durch die RER B und D sowie die Metro Linien 12, 14 und 7. Allgemein sollte man auf eine gute Anbindung achten, denn Paris ist sehr groß.

Paris ist sehr teuer. Lebensmittel kosten im Durchschnitt deutlich mehr als in Deutschland und man muss auch beim Ausgehen darauf achten, nicht unbedingt in den Touristenvierteln unterwegs zu sein, in denen ein Café auch gerne mal 6€ kostet.

Da ich zur Zeit meines Aufenthalts bereits älter als 25 war, musste ich auch die Kosten für das Semesterticket selbst tragen. Dies sind zusätzlich 85€ pro Monat. Für unter 25-Jährige ist dies umsonst. Auch Museen haben meist freien Eintritt.

Ich habe mir meinen Aufenthalt durch Arbeiten im Homeoffice (ich habe meinen Job in Leipzig behalten) finanziert.

Paris ist keine Studentenstadt. Dies sollte jedem bewusst sein, der sich für Paris entscheidet. Obwohl die meisten Franzosen hier studieren, gibt es kein Studentenleben, wie man es beispielsweise in Leipzig findet. Dafür wohnen hier einfach viel zu viele Menschen. Kommilitonen wohnen gerne eine Stunde oder mehr von einem entfernt und auch ERASMUS Veranstaltungen sind eher weniger populär (verglichen mit meinem vorherigen ERASMUS Semester in Lund, Schweden). Dennoch empfiehlt es sich, ESN-Paris beizutreten. Hier werden z.B. gemeinsame Museumsbesuche organisiert.

Allgemein sollte man sich darauf einstellen, viel Zeit in der Metro oder RER zu verbringen. Zu Stoßzeiten sind diese teilweise überfüllt, aber dennoch zuverlässig. Hier empfiehlt sich die App Citymapper, um über aktuelle Fahrpläne auf dem Laufenden zu bleiben. Und ja, Franzosen sind ständig im Streik. Auch hierauf muss man sich einstellen.

Ohne fließend Französisch (wie es bei mir der Fall war) gestaltet es sich zudem äußerst schwer, wirklich in Kontakt mit Franzosen zu kommen. Viele sprechen kein Englisch oder reden auch nur ungern etwas langsamer.

Meine Zeit in Paris war wunderbar und ich würde es immer wieder tun. Für mich wird Paris wohl meine Lieblingsstadt bleiben, jedoch muss man hierzu sagen, dass ich schon vorher mehrere Male in Paris war, und mir bewusst war, dass Paris nicht „Die Stadt der Liebe“ ist, in der alles perfekt ist und auch wie jede andere Millionenstadt nicht nur schöne Ecken hat. Ich habe viele ausländische Studierende kennengelernt, die einem falschen Bild der Stadt hinterhergelaufen sind und von ihrem Aufenthalt hier sehr enttäuscht waren (Paris-Syndrom). Wenn man sich aber ein bisschen darauf einstellt, sollte man die Stadt genießen können und überwältigt werden von all den kulturellen Angeboten :)

(Im Wintersemester war die Stadt auch nicht zu sehr von Touristen überrannt, wie im Sommer!)

Nach dem Studium im Ausland

Meine erbrachten Leistungen konnte ich mir ohne Probleme in Leipzig anrechnen lassen. Unterstützt hat mich hierbei mein ERASMUS Berater.

Das Studium in Leipzig ist deutlich entspannter und der Studiengang mit nur 7 Personen (statt 40 in Paris) deutlich kleiner. Dennoch vermisse ich vor allem die Zusammenarbeit in verschiedenen Gruppen und die zahlreichen Exkursionen, sowie die sehr praxis- und berufsorientierte Studienweise.

Man sollte Entdecker*in bleiben, weil man ansonsten irgendwann auf all die verpassten Chancen zurückblickt. Die Welt ist viel zu wunderbar um immer nur am selben Ort zu verweilen.