Steckbrief

  • Länge des Aufenthalts

    04.09.2024 – 21.01.2025
  • Lehrsprache

    Spanisch
  • Studienrichtung

    Medizin und Pharmazie
  • Studiengang, Studienabschluss

    Veterinärmedizin Staatsexamen, Staatsexamen
  • Förderprogramm

    Erasmus+ , Auslands-BAföG
  • War Ihr Studium im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?

    Freiwillig
  • Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?

    Erfüllt
  • veröffentlicht am

Vor dem Studium im Ausland

Für mich war immer klar, dass ich im Laufe meines Studiums gerne ein Auslandssemester machen würde. In der Tiermedizin ist das nicht unbedingt weit verbreitet, aber es gibt eine Auswahl Partnerhochschulen in Europa. Ich wusste, dass ich gerne im nicht deutsch- oder englisch-sprachigen Ausland studieren wollte, und so fiel meine Wahl schließlich auf die eine Partneruni in Spanien - die Universidad Complutense de Madrid.

Meine Bewerbung begann mit der Absprache und anschließenden Bewerbung bei der Erasmusbeauftragten meiner Fakultät im Januar vor meinem Auslandsaufenthalt. Nachdem diese durch war folgte im Mai die Bewerbung an der UCM. Für beide fallen einige Dokumente an, Transcript of Records, Bewerbungsschreiben, Learning Agreement... je eher man sich kümmert, desto entspannter (aus Erfahrung kann ich aber auch sagen: alle sind auf eurer Seite, selbst wenn was schief läuft - es findet sich eine Lösung - kommuniziert! Mit euren Erasmusbeauftragten, der Staabsstelle,...) Zur Finanzierung habe ich neben dem Erasmus+ Stipendium noch AuslandsBAföG beantragt. Das Thema Unterkunft habe ich erst angegangen als ich bereits in Spanien war, was im Nachhinein ziemlich nervenaufreibend und nicht die beste Idee war. Kümmert euch pünktlich darum, überlegt ob ihr lieber ins Stadtzentrum oder in die Nähe der Uni wollt (der ÖPNV in Madrid funktioniert gut) und achtet auf Scams.

Alle meine Kurse fanden auf Spanisch statt und auch der Großteil meiner Kommilitonnen sprach nur Spanisch. Das hatte ich bereits im Gymnasium gelernt und so bestand meine sprachliche Vorbereitung nur aus ein bisschen Wiederholung und einem Sprachtest an der Uni in Leipzig. Ihr solltet euch rechtzeitig um diesen Nachweis eurer Sprachkompetenz kümmern, denn ihr braucht ihn für die Bewerbung.

Während des Studiums im Ausland

Das Studium in Spanien unterscheidet sich in einigen Aspekten vom Studium in Deutschland. Die einzelnen Fächer sind als Kurse so aufgebaut, dass man sie mehrfach wiederholen kann und das wann man will - also deutlich flexibler. Dementsprechend habt ihr bei der Kurswahl auch sehr viele Freiheiten. Empfehlen kann ich die Wahlpflichtflächer, durch kleinere Gruppen ist die Lehre dort intensiver und man kann Themen behandeln, die in Leipzig eventuell nicht Inhalt sind. Darüberhinaus hat jedes Fach neben Vorlesungen praktische Anteile, manche in Form von Seminaren, Exkursionen und Übungen, andere mit Praktika in den Kliniken. Mein Lieblingsfach war das Fach exotische Spezies, da wir dort in einer kleinen Gruppe das volle Spektrum dieser sonst nur kurz behandelten Patientengruppe abgedeckt haben - inklusive Anatomiekurs, Sprechstunde, OPs und einer Projektarbeit. Auch die Exkursionen in meinem Chirurgiekurs und im Geburtshilfekurs waren besondere Erlebnisse: auf Höfen im Madrider Umland haben wir Vaqueros bei der Arbeit mit ihren Rindern zu Pferde erlebt und ökologische Farmen besucht. Zudem durften wir in unseren Kursen in den OP, in die Sprechstunde der Universitätsklinik und insgesamt selber sehr aktiv werden.

Ich habe in einer Wohnung eines privaten Vermieters direkt im Zentrum von Madrid an der Gran Vía gewohnt. Wir waren insgesamt zu acht und es war eine reine Frauen-WG. Die Lage war sehr zentral und alle wichtigen Sehenswürdigkeiten zu Fuß schnell erreichbar. Damit einhergehend war aber natürlich auch immer was los, auch nachts war es eigentlich nie ruhig. Rückblickend könnte ich mir auch gut vorstellen, näher an der Uni (Moncloa, Argüelles) zu wohnen, da diese ein Stück außerhalb des Zentrums und sehr weitläufig ist - ich denke, da muss man selber überlegen, was einem wichtiger ist. Zentraler gelegen und empfehlenswert sind Centro, Malasaña, Chueca, Lavapiés und La Latina. Achtet bei der Wohnungssuche darauf, kein Zimmer ohne Fenster zu erwischen und nicht gescammt zu werden.

In Madrid kann man von sehr wenig bis sehr viel Geld alles ausgeben. Bei mir im Zentrum und mit Balkon habe ich im Monat 650 Euro für die Miete ausgegeben, weiter außerhalb geht es auch günstiger. Darüber hinaus kommt es sehr darauf an, was man unternimmt. Der ÖPNV war mit 8 Euro im Monat extrem günstig, Museen sind unter 25 oder als Studi generell kostenlos und auch Tacos gibt es für nur einen Euro. Gleichzeitig verleiten das weitreichende kulinarische Angebot, die vielen Läden und Flohmärkte Madrids und natürlich auch mögliche Ausflüge in andere Städte dazu, viel auszugeben. Insgesamt würde ich aber sagen, dass keine überraschenden Kosten auf mich zugekommen sind und es genau wie in Deutschland einfach davon abhängt, wie man seinen Alltag gestaltet.

Auch wenn es nur ein Semester war, habe ich wahnsinnig viel erleben können. Zum einen war das natürlich in der Uni, sehr viel aber auch außerhalb. Jede Uni in Madrid hat ein eigenes ESN chapter (=Erasmus Student Network). Diese veranstalten alles mögliche - Picknicks, Stadtrundgänge, Parties, Integration Weekend, Ausflüge... Und das in vielen Fällen auch kostenlos. Ich habe viele Veranstaltungen mitgenommen und dort auch Freunde gefunden. Auch Smart Insiders und Citylife Madrid kann ich für Events, Kennenlernen anderer Austauschstudis und auch Reisen empfehlen. Generell hilft es, über WhatsApp und Instagram auf dem Laufenden zu bleiben, die Angebote von ESN zu nutzen und auch selber Dinge zu planen - oft finden sich noch andere, die Lust haben. Wir sind mit dem Auto nach Granada gefahren, waren mit einer Organisation im Baskenland und in Marokko, sind zur Geburtstagsparty mit dem Bus nach Lissabon, waren in Burgos und Salamanca und Valencia und und und... Spanien hat unendlich viel zu bieten und auch der Flughafen ist sehr gut angebunden. Aber auch in Madrid gibt es viele Events, mein Highlight war die Cabalgata de Reyes, bei der man nie wusste, was als nächstes kommt. Auch an Museen mangelt es der Stadt nicht und es lohnt sich, mehr als die drei großen zu besuchen. Neben dem Retiro als bekanntem Stadtpark bietet der Casa de Campo ein riesiges grünes Areal im Norden der Stadt zum Wandern und Rad fahren. Bars gibt es an jeder Ecke und sie servieren, verglichen mit Deutschland, günstige Getränke und Snacks.

Nach dem Studium im Ausland

Ich habe mir bisher keine Leistungen anerkennen lassen und gehe auch nicht davon aus, da es bei Tiermedizin aufgrund der sehr spezifischen Anforderungen und Bewertungssysteme schwierig ist, die Leistungen aus dem Ausland auf Kurse hier zu übertragen. Um darauf Einfluss zu nehmen, sollte man versuchen, in einem Semester ins Ausland zu gehen, in dem einzelne Fächer abgeschlossen werden (z.B. nach dem Physikum oder nach dem 6. Fachsemester).

Zurückzukehren nach einem Leben im Ausland ist definitiv ein einzigartiges, manchmal auch merkwürdiges Gefühl. Man ist zurück zuhause und hat doch ein Zuhause zurückgelassen. Ich vermisse die ständige Geschäftigkeit in Madrid, alle Läden bis spät und täglich geöffnet, die Menschen auf den Straßen egal zu welcher Uhrzeit, immer irgendwo eine Erasmusparty... Allgemein sind alle in diesem Erasmusspirit - die Leute die man trifft sind offen und unternehmungslustig, man lernt Menschen aus ganz Europa kennen und erkundet gemeinsam die Stadtteile, Flohmärkte und Clubs, fährt in andere Städte (und Länder), trifft sich zum Tapas und Tacos essen und erlebt jeden Tag etwas. Sich wieder in einen ganz normalen Alltagsrhythmus einzufinden, jeden Tag in die Uni zu gehen und nicht die Freiheit zu haben, am Wochenende nach Portugal zu fahren, ist definitiv eine Umstellung. Gleichzeitig zeigt einem eine Zeit im Ausland auch immer, was man an der Heimat schätzen kann. Sei es das günstige Mensaessen, die Seen, der schöne Campus... Man verändert sich unweigerlich, aber man gewinnt auch einen neuen Blick aufs Leben und in meinem Fall auch eine Gelassenheit und Positivität. Wer es schafft, in einem neuen Land anzukommen, wird es auch schaffen, wieder in Leipzig anzukommen.

Weil man etwas über sich lernt, über andere, über die Welt und das Leben.