Pressemitteilung 2003/012 vom

Am Universitätsklinikum und in der Robert-Koch-Klinik bestehen seit zehn Jahren Schlafmedizinische Labore. Aus diesem Anlass findet die 7. Jahrestagung Schlafmedizin in Leipzig statt. "Das interdisziplinäre und praxisrelevante Programm zum Thema. Schlafmedizin in der Praxis" soll niedergelassene Ärzte und Schlafmediziner, aber auch interessierte Ärzte aus allen Bereichen der Medizin und natürlich auch Patienten ansprechen.", so Dr. Andrea Bosse-Henck, Leiterin des Schlaflabors an der Medizinischen Klinik I der Universität Leipzig.

Die Palette der Themen reicht von Problemen, die mit dem plötzlichen Säuglingstod verbunden sind, über Schlaf-Apnoe bis zu ökonomischen Fragen der Schlafmedizin.

Interdisziplinäre Therapiemöglichkeiten bei plötzlichem unerwarteten Säuglingstod

Dr. Ekkehard Paditz aus Dresden nimmt sich dieses Problems auf der Tagung vor allem aus der Sicht der Prävention als interdisziplinärer und politischer Aufgabe an. Ausgangspunkt seiner Überlegungen ist, dass 50 bis 90 Prozent der Fälle von plötzlichem Säuglingstod in Deutschland durch gesundheitspädagogische Maßnahmen vermeidbar wären. Dr. Bosse-Henck appelliert in diesem Zusammenhang noch einmal an die Eltern bestimmte Grundsätze für den Schlaf ihres Babys besonders zu beachten:


  • Bauch- und Seitenlage vermeiden! Rückenlage ist sicherer!

  • Das Babybett gehört ins Schlafzimmer der Eltern!

  • Die Matratze sollte fest und relativ wenig eindrückbar sein!

  • Der Säugling darf nicht zu warm eingepackt sein!

  • Eine Decke verwenden, die das Baby nicht über den Kopf ziehen kann, am besten einen Schlafsack!

  • In der Schwangerschaft und in der Umgebung von Säuglingen nicht rauchen!

  • Die Raumtemperatur sollte zwischen 16 und 18 Grad Celsius liegen!

  • Kein Kopfkissen, keine Kopfbedeckung, keine Windeln oder Tücher im Kopf-, Hals- und Brustbereich auslegen!


Kurz, so Dr. Bosse-Henck: Baby mag Rückenlage, Schlafsack und rauchfrei.

In Sachsen wurde ein bundesweit und rund um die Uhr verfügbares Informations- und Beratungstelefon eingerichtet, das als niedrigschwelliges Informationsangebot zur Verfügung steht und viel genutzt wird. Die Beratung zum gesunden Babyschlaf erfolgt durch Kinderärzte und kostet nur 12 Cent die Minute.
Die Telefonnummer lautet: 0180 - 50 99 555.

Schlaf-Apnoe

Unter Schlafapnoe oder dem Schlafapnoesyndrom versteht man einen anfallsweisen, mindestens zehn Sekunden dauernden Atemstillstand während des Schlafes. Er ist verbunden mit starkem Schnarchen, eventuell Kopfschmerzen am Morgen, Tagesmüdigkeit mit Neigung zum Einschlafen am Tage und kann zu schweren gesundheitlichen Störungen führen, ganz abgesehen davon, dass durch die Tagesmüdigkeit die Gefahr von Unfällen wächst. Die Müdigkeit resultiert aus schweren Sauerstoffabfällen im Blut, die Folgeerkrankungen mit sich bringen. "Die Schlaf-Apnoe ist deshalb behandlungsbedürftig", erklärt Dr. Bosse-Henck, "leider ist das Problem vielen Schnarchern gar nicht so bewußt."

Für die Behandlung gibt es verschiedene Alternativen. Eine davon ist die sogenannte "Nasale kontinuierliche Überdruckbeatmung (n-CPAP). Mit Hilfe eines Schlauchsystems wird dem Patienten kontinuierlich Raumluft über eine Nasenmaske zugeführt. Die Raumluft wird durch ein kleines Gerät so komprimiert, so dass ein Überdruck entsteht. Dieser Überdruck wirkt wie eine pneumatische Schiene, die die Luftwege auch im Schlaf offenhält und damit die Atemstillstände mit den Sauerstoffabsenkungen im Blut verhindert. "Das ist zur Zeit der Goldstandard der Therapie, so Bosse-Henck, "Aber jeden Abend mit der Maske zu schlafen, ist gewöhnungsbedürftig."

Deshalb waren die Leipziger Schlafmediziner interessiert daran, wie ihre Patienten mit der Nasenmaske zurechtkommen. Sie verschickten an ehemalige Patienten einen mehrseitigen Fragebogen zu zehn Themenkomplexen. Immerhin haben 65 Prozent von ihnen geantwortet, so dass die Daten von 275 Schlaf-Apnoe-Patienten, die im Durchschnitt drei Jahre mit der Maske schlafen, ausgewertet werden konnten, darunter 41 Frauen. Das Durchschnittsalter der Befragten war 59 Jahre.

Erstaunlicherweise hatte das Alter der Befragten keinen Einfluss darauf, wie sie mit dem Gerät zurechtkamen. Die Patienten, die die größten, auch subjektiv empfundenen Verbesserungen ihres Befindens feststellen konnten, nutzten das Gerät regelmäßig. Ihre Müdigkeit ging zurück und ihr Allgemeinbefinden besserte sich deutlich. Allgemein gilt, je zufriedener der Patient mit seinem Schlaf unter der Maske war und je kürzer die Zeit war, in der er sich an seine Maske gewöhnte, desto regelmäßiger benutzte er die Maske und desto positiver schätzte er die Therapie ein.

Die Befragung ergab auch, dass der Partner des Patienten unbedingt in die Therapie einbezogen werden muss. Denn, wenn sich der Partner durch die Maske gestört fühlte, benutzten die Patienten das Gerät eher selten. Dr. Bosse-Henck hält deshalb Gespräche mit Patienten und Partner für notwendig, um den Schlaf für beide erholsam zu machen.

Auf der Tagung werden auch andere Therapien behandelt wie Laseroperationen, die meist vom HNO-Arzt durchgeführt werden. Über diese sogenannte Somnoplasty spricht Dr. Joachim Maurer aus Mannheim. Aus der Sicht des Kieferorthopäden behandelt Dr. Susanne Schwarting aus Kiel das Problem. "Allerdings", meint Dr. Bosse-Henck, eignen sich diese Methoden nur für leichte Formen der Schlaf-Apnoe."

PS: Druckfähige Fotos von der "Nasenmaske" können unter presse(at)uni-leipzig.de angefordert werden.