Erster Lehrstuhlinhaber und Klinikdirektor war Prof. Dr. Ferdinand Dieterich. Der hervorragende Chirurg und Wissenschaftler leitete die Klinik bis zu seiner Emeritierung 1996 und prägte das Profil der Klinik und die hier tätigen Wissenschaftler entscheidend. Der jetzige Direktor der Klinik, Prof. Dr. Wolfgang Dorschner, ist einer seiner Schüler, der sich der Tradition Dieterichs verpflichtet fühlt.
Die neue Urologische Klinik fand ihr Domizil im Gebäude der Hautklinik, Liebigstraße 21. Zwei Stationen wurden hier umgebaut, später kam noch eine weitere als Poliklinik dazu. Die Patientenzimmer unterschieden sich wesentlich von den heutigen. Sie waren vor allem sehr viel größer, wie man dem alten Foto entnehmen kann. 1986 verfügte die Klinik über 65 Betten, einen eigenen Operationstrakt, eine Wachstation, eine Aufnahmestation und eine Poliklinik. Heute hat die Klinik zwar nur 55 Betten, trotzdem haben sich die Patientenzahlen kontinuierlich erhöht. Neueste Technik steht Ärzten und Patienten inzwischen zur Verfügung. Unter der Leitung von Prof. Wolfgang Dorschner arbeiten derzeit vier Oberärzte, zwei Fachärzte und acht Ausbildungsassistenten. Mit 11 Schwestern und pflegerischen Hilfskräften, die der resoluten Oberschwester Anett unterstehen, Medizinisch-technischen Assistenten, Sekretärinnen und Verwaltungsangestellten sind insgesamt 73 Mitarbeiter an der Klinik beschäftigt. Jeder tut an seinem Arbeitsplatz engagiert das Notwendige, um den vielschichtigen Klinikbetrieb am Laufen zu halten.
Bis zum Beginn der 90er Jahre konzentrierte sich die Forschung an der Klinik auf die Kryochirurgie, die operative Therapie endokriner Erkrankungen und des Transsexualisnmus, die Refertilisation im Rahmen der Andrologie sowie die Funktionsdiagnostik des unteren Harntrakts bei Blasenentleerungsstörungen. W. Dorschner konnte auf der Grundlage umfangreicher histomorphologischer Untersuchungen des Blasenhalses neue Erkenntnisse über den funktionellen Ablauf von Miktion und Kontinenz gewinnen. Es folgten Untersuchungen zur Struktur und Funktion des Blasenhalses. Die wissenschaftlichen Ergebnisse wurden auf internationalen Kongressen, in verschiedenen internationalen Zeitschriften und auf inzwischen drei CD-ROM veröffentlicht. Die Klinik erhielt dafür bislang zehn Wissenschaftspreise.
Mit der Einrichtung eines modernen Forschungslabors durch Prof. Dorschner, das von Dr. Jochen Neuhaus geleitet wird, wurden 1996 die Voraussetzungen geschaffen, die Physiologie und Pharmakologie des unteren Harntraktes anhand von Tierversuchen zu erforschen. In Zusammenarbeit mit der Universität Tübingen werden elektronenmikroskopische Untersuchungen der menschlichen Prostata und der Harnblase durchgeführt. Es bleibt zu erwähnen, das die neuesten Forschungsergebnisse nicht nur einem Fachpublikum zugänglich gemacht werden, sondern auch Eingang in die Lehre finden und letztendlich den Patienten zugute kommen.