Pressemitteilung 2002/152 vom

Mit Prof. Andreas Merkenschlager kam ein Kinderarzt mit dem Schwerpunkt Neuropädiatrie/Epileptologie von München nach Leipzig, der hier vieles von dem wiederfand, was er schon länger kannte.

Der bald seinen 40. Geburtstag feiernde Mediziner wurde am 7. Juli 1962 in München geboren. Nach einigen Semestern Germanistik studierte er Medizin, promovierte und habilitierte sich - alles in München. Zwischendurch arbeitete er an der Medical School Boston/USA und dem Hammersmith Hospital in London.

Sein Promotionsthema war noch eng mit seiner "stillen Liebe", wie er es nennt, der Sprache, verbunden: "Gesichtswahrnehmung bei Sprachentwicklungsstörungen". Er untersuchte, ob eine gestörte sprachliche Entwicklung des Kindes auch auf das optische Wahrnehmungsvermögen Auswirkungen hat. Und er fand heraus, dass diese Kinder auch Gefühlsmimik nicht realisieren können. Sie vermögen es z. B. nicht, den Ärger oder die Freude der Mutter an ihrem Gesicht abzulesen. Aus der Zeit seiner Arbeit mit sprachgestörten Kindern kennt Prof. Merkenschlager den jetzigen Direktor des Max-Planck-Institutes für neuropsychologische Forschung in Leipzig, Prof. Yves von Cramon. V. Cramon hatte sich schon damals mit den Hirnarealen beschäftigt, die bei sprachlichen Prozessen aktiviert werden. Von ihm bekam der junge Dr. Merkenschlager viel Unterstützung.

Vielleicht lag es auch daran, dass Merkenschlager immer mehr Interesse an neuronalen Prozessen, besonders denen des Gehirns fand. "Sprache und Gehirn liegen nun mal nah beieinander und der Sprung zum Gehirn ergab sich fast von allein.", so Merkenschlager. Thema seiner Habilitation war dann schon die "Zerebrale Hypoxie", d. h. die Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff durch Geburt, Unfall oder Krankheit. Die Folgen für das Kind sind katastrophal: Schwerste Entwicklungsstörungen, Anfallsleiden, spastische Lähmungen führen zu beeindruckenden klinischen Verläufen, mit denen die Kinder und ihre Eltern ein Leben lang konfrontiert sind.

"Wenn man immer wieder mit solch schweren Leiden zu tun hat, die man bestenfalls lindern, aber nicht heilen kann, ist das schon manchmal zum Verzweifeln.", klagt Merkenschlager. Da braucht es schon einen starken Ausgleich, der einem immer wieder neue Kraft gibt. Für Merkenschlager sind das in erster Linie seine Frau und die zwei Töchter Anna (6) und Elisa (5). In der Familie wird viel musiziert, alle spielen Klavier, auch die Kleine hat jetzt angefangen. Ihre Vorliebe gilt der barocken Musik, insbesondere Bach, auf dessen Spuren man in Leipzig ja allerorten trifft.

Was ist sonst noch wichtig für Andreas Merkenschlager? "Das innovative Team, mit dem ich arbeiten kann.", ist seine Antwort. Einige sind ihm schon von früher bekannt, z. B. Prof. Wieland Kiess, der die Universitätskinderklinik in Leipzig leitet. "Für die Betreuung der kranken Kinder und Jugendlichen muss man sich aufeinander verlassen können. Und wenn man in der Forschung vorankommen will, braucht es Kollegen, mit denen man diskutieren kann und die einem aus der Sicht des anderen Fachbereiches manchen Anstoss geben können." Interdisziplinäre Arbeit eben. Viel dazu beitragen können auch die anderen Forschungseinrichtungen innerhalb und außerhalb der Universität Leipzig, nicht zuletzt das Max-Planck-Institut für neuropsychologische Forschung mit dem "alten Bekannten" Prof. von Cramon an der Spitze.