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Am 8. September 2022 ist Queen Elizabeth II. im Alter von 96 Jahren verstorben. Dr. Jürgen Ronthaler vom Institut für Anglistik schätzt in diesem Zusammenhang die Bedeutung der „Queen“ für ihr Land ein und äußert sich zu ihrem Nachfolger, König Charles III.

  1. Wie hat Queen Elizabeth II. das Land geprägt?
    Wie den Reaktionen der Menschen in Großbritannien zu entnehmen ist, hat Elizabeth II. das Land, welches nach dem Weltkrieg an einem Wendepunkt seiner Entwicklung stand, in den 70 Jahren ihrer Regentschaft, trotz eigentlich politischer Ohnmacht, entscheidend geprägt. Die meisten Menschen dort und auch im Rest der Welt kennen keine Zeit ohne die „Queen“. Sie hat den kompletten Umbau des United Kingdom von einer imperialen Großmacht zu einem modernen Servicestaat mit wenig Hinterland begleitet. Dies tat sie mit eleganter Distanz, unerbittlicher Pflichterfüllung, unantastbarer Moral und in den letzten Jahren, sehr viel humorvoller Öffnung zum Volk. Dabei war sie der unersetzliche Kitt in den Fugen der britischen Gesellschaft. Sie steht – und das wird so bleiben – für Kontinuität, Stabilität und Stolz der Menschen auf der Insel: mit einer Zustimmung von 80 Prozent der Bevölkerung sieht man ihre Leistung wie ihren Wert. Sie wird überall im Land und in der gesamten Welt – wie die Nachrufe zeigen ­– sehr vermisst werden.
  2. Was denken Sie wird mit König Charles anders, wie könnte sich das Land verändern?
    König Charles III. – es schreibt sich seltsam – ist ein integrer Mensch, hier steht er seiner Mutter in Nichts nach. Sein Einsatz für ökologische Landwirtschaft und schonenden Umgang mit der Natur hat ihn zunächst als Sonderling erscheinen lassen, doch heute ist er mit dieser Haltung im  Zentrum der Weltpolitik angekommen. Er wird hier und in anderen Bereichen, die ihm wichtig sind, Einfluss nehmen, dabei aber sicher weniger direkt als in seiner langen Zeit als Prince of Wales. Ich glaube, er wird ein sehr guter König, denn er ist klug, extrem gut vorbereitet und hat in Königin Camilla eine starke Unterstützung.
  3. Welchen Einfluss hat Charles überhaupt auf sein Land?
    In einer konstitutionellen Monarchie ist der Einfluss der royalen Herrscher begrenzt und natürlich verfügt er nicht über die direkte Erfahrung seiner Mutter. Dennoch hat auch er sie über die letzten 50 Jahre begleitet und wird von vielen als geschätzter Berater angesehen. Seine Charities zeigen seinen Einfluss schon jetzt, und ich bin sicher, dass er durch sehr viel Kommunikation und Beratung – direkt, indirekt und medial –  den Menschen wie der Politik  im United Kingdom helfen wird, den Verlust einer Ikone zu bewältigen und das Land, das es dringend braucht, zu einigen und erneuern.