Pressemitteilung 2020/206 vom

Die Atmosphären- und Erdsystemforschungskampagnen mit dem Höhenforschungsflugzeug HALO (High Altitude and Long Range Research Aircraft) werden ab 2022 für weitere sechs Jahre von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert: Sie befürwortete jetzt eine Verlängerung des Infrastruktur-Schwerpunktprogramms SPP 1294 zur wissenschaftlichen Nutzung von HALO im Zeitraum 2022 bis 2027. Prof. Dr. Manfred Wendisch von der Universität Leipzig koordiniert zusammen mit Prof. Dr. Joachim Curtius von der Universität Frankfurt/Main das Programm zur Atmosphären- und Erdsystemforschung, das die DFG seit 2007 fördert.

Das Gesamtbudget für die dritte Phase des HALO SPP 1294 orientiert sich am Volumen der Vorjahre und wurde dem DFG-Senat für wissenschaftliche Anträge mit rund 12 Millionen Euro vorgeschlagen. Die gleiche Summe wird zusätzlich als Budget für Missionskosten veranschlagt, so dass insgesamt mit rund 24 Millionen Euro für sechs Jahre geplant werden kann. Die Festsetzung der Mittel wird für jedes Jahr erneut durch den DFG-Senat entschieden.

Forschungsschwerpunkte im HALO SPP 1294 umfassen die Untersuchung von Aerosolen, Wolken und Niederschlag, des Transports und der Dynamik in der Troposphäre und der Stratosphäre, die Bestimmung chemischer Bestandteile der Atmosphäre sowie Studien zu atmosphärischen Kopplungsprozessen. HALO-Messungen wurden in der Vergangenheit oft mit Untersuchungen anderer Flugzeuge oder Messungen am Boden sowie Satellitendaten und Modellrechnungen kombiniert. Die technischen Eigenschaften des Forschungsflugzeugs erlauben es, Satellitenmessungen zu validieren und großräumig Beobachtungen des Systems Erde zu realisieren. So tragen die Forschungen mit HALO zu einem besseren Verständnis der Prozesse in der Atmosphäre und im Erdsystem sowie von Klimaveränderungen bei.

HALO hat beispielsweise in der Vergangenheit asiatische Ballungszentren überflogen, um dort die Zusammensetzung der Luftmassen sowie die Abgasfahnen, die Asien im Frühling verlassen, zu messen. Bei mehreren HALO-Missionen kamen Dropsonden zum Einsatz, die vom Flugzeug abgeworfen wurden und während ihrer Falldauer von einigen Minuten neben ihrer eigenen Position zum Beispiel Temperatur, Luftdruck, -feuchte und Winddaten erfassten. Aus Dropsonden, die während kreisförmiger Flugmuster abgeworfen wurden, konnte unter anderem die mittlere Horizontalwinddivergenz innerhalb der Säule und die damit verbundene großräumige Vertikalbewegung abgeschätzt und eine Verbindung mit beobachteten Wolkenstrukturen hergestellt werden. 

"Wir, die gesamte HALO-Community, freuen uns auf sechs weitere erfolgreiche Jahre mit HALO. Unter der Leitung des Leipziger Instituts für Meteorologie sowie des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung gibt es spannende Pläne für Messungen in der Arktis, aber auch in der südlichen Hemisphäre”, sagt Prof. Wendisch. Aktuell befinden sich für die neue Phase ihm zufolge acht Missionen in der Detailplanung, beispielsweise Messkampagnen zur Untersuchung hochreichender Konvektion über dem tropischen Atlantik, Messungen zum Export von Luftmassen des asiatischen Sommermonsuns in Richtung hoher geografischer Breiten, zum Einfluss des Luftverkehrs auf das globale Klima oder eine Untersuchung der chemischen Prozesse in der arktischen Stratosphäre im Frühling.

Das Forschungsflugzeug HALO ist eine Gemeinschaftsinitiative deutscher Umwelt- und Klimaforschungseinrichtungen. HALO wurde aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), der Helmholtz-Gemeinschaft (HGF) und der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) erworben. Der Betrieb von HALO wird von der DFG, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), der MPG, dem Forschungszentrum Jülich (FZJ), dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und dem Leibniz-Institut für Troposphärenforschung in Leipzig (TROPOS) getragen. Das DLR ist zugleich Eigner und Betreiber des Flugzeuges, das Messungen in einer Flughöhe von bis zu 15 Kilometern Höhe erlaubt und eine Reichweite von über 9.000 Kilometern hat.