"Ins Gästebuch zur Ausstellung haben sich besonders viele ausländische Besucher eingetragen, so aus der Schweiz, Italien, Schweden, der Ukraine, Estland, aus Brasilien und den USA. Das freut uns ganz besonders", betonte Dr. Müller. Rekonstruktionen griechischer und römischer Skulpturen zeigen ihm zufolge, dass die antike Kunst alles andere als klassisch weiß war. Ihr ursprünglich farbiges, überaus buntes Erscheinungsbild ging infolge von Verwitterung verloren und ist bestenfalls nur noch in verblassten Spuren erkennbar. "Seit der Renaissance fiel es daher leicht, die antike Farbigkeit zu verdrängen und das Ideal einer marmorweißen Antike zu propagieren. Erst im 19. Jahrhundert rückten Neufunde mit Resten leuchtender Farbe das Phänomen antiker Polychromie verstärkt wieder ins Bewusstsein", erklärte der Experte.
Seither versuchen Generationen von Archäologen den Originalzustand und mit ihm eine verlorene Qualität antiker Bildwerke wieder erstehen zu lassen. Wie sie sich vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart mit jeweils unterschiedlichen Sehweisen ihre teils exzentrisch bunte Antike vorstellen, führt die Ausstellung anhand farbig gefasster Nachbildungen vor Augen.
Unter den zahlreichen Leihgaben aus Berlin, Bonn, Dresden, Eichstätt, Göttingen, München und Tübingen ragen zwei jüngste Experimente zur Farbigkeit antiker Großbronzen hervor. Die Gruppe eines Knaben, der professionell mit einer Gans ringt, vermittelt einen Eindruck vom Einsatz verschiedenfarbiger Legierungen. Die Rekonstruktion eines Knabenkopfes mit Siegerbinde versucht durch handwerkliche Raffinesse in der Oberflächengestaltung den optischen Effekt eines vollendeten Kunstwerks zu erreichen. "Für unser Auge mag die ungewohnte Frische und Leuchtkraft farbiger antiker Figuren befremdlich wirken. Andererseits korrigiert sie vertraute Sehgewohnheiten und erschließt eine weitgehend verlorene Qualität antiker Kunst", so Müller.
Die Sonderausstellung ist noch bis zum Sonntag, 9. Dezember 2012, dienstags bis donnerstags sowie samstags und sonntags von 12:00 bis 17:00 Uhr geöffnet. Weitere Informationen sind unter der Rufnummer +49 341 97-30700 oder unter www.uni-leipzig.de/antik.de erhältlich. Zur Ausstellung ist eine umfangreiche und reich bebilderte Begleitpublikation erschienen, die das Gesehene vertieft. Sie ist zum Preis von 9,80 Euro erhältlich.
Öffentliche Führungen
am 18.11., 03.12. und 09.12.2012 jeweils um 14:00 Uhr, Museumseintritt, Führung frei
Thematische Führung
am 25.11.2012, 14.00 Uhr: "Bunte Welt in Ton. Farbigkeit antiker Terrakotten" (Dr. Hans-Peter Müller), Museumseintritt, Führung frei
Gruppenführungen
bis max. 15 Teilnehmer nach Vereinbarung auch außerhalb der Öffnungszeiten, Führungsentgelt: 20,00 Euro je Gruppe
Führungen für Schulklassen und Kinder
bis max. 15 Teilnehmer auch außerhalb der Öffnungszeiten, Dauer ca. 45 Minuten, Führungsentgelt: 12,50 Euro je Gruppe
Projektangebot für Schüler und Kinder
Kurzführung durch die Ausstellung. Anschließend erfahrt ihr, wie ein Gipsabguss entsteht, und ihr könnt einen kleinen Gipsabguss selbst farbig gestalten, Dauer ca. 2 Stunden, max. 8 Teilnehmer, Kosten: 50,00 Euro inklusive Material
Anmeldung unter +49 341 97-30700 oder per Mail klarch(at)rz.uni-leipzig.de
Vortrag zur Ausstellung
Mo 26.11.2012 | Dr. Ulrike Koch-Brinkmann (Frankfurt am Main): "Illusionistische Maltechnik auf antiker Marmorskulptur", Hörsaalgebäude am Campus Augustusplatz, Hörsaal 1, Universitätsstraße, 04109 Leipzig, Beginn 19:00 Uhr