Pressemitteilung 2013/060 vom

Bei der Geburt eines Kindes lautet oft die erste Frage: Mädchen oder Junge? Doch manchmal ist sie nicht eindeutig zu beantworten. "Zwitter" werden solche Menschen dann oft genannt, auch "Intersexuelle". Sie repräsentieren "das dritte Geschlecht". Zwei Forscher der Universität Leipzig nähern sich dem Thema aus unterschiedlichen Perspektiven.

Die Historikerin Charlotte Schubert und der Mediziner und Direktor der Kinderklinik Wieland Kiess diskutieren während der Buchmesse-Akademie die biologische Vielfalt und kulturelle Konzepte des Geschlechts. "Gesellschaft und Medizin versuchen hartnäckig, ein Geschlecht als eindeutig und wahr anzugeben. Aber wir kommen nicht umhin, die Geschlechter-Definition zu lockern", sagt Charlotte Schubert.

Die Professorin für Alte Geschichte weiß, "dass uns seit der Antike gerade die uneindeutigen und gegensätzlichen Geschlechtermischungen faszinieren". Bestes Beispiel seien "die Amazonen, die in einer Gesellschaft ohne Männer leben". Oder Hermaphroditos, eine mythologische Gestalt, männliches Pendant der Liebesgöttin Aphrodite - aber auch mit weiblichen Körpermerkmalen ausgestattet. "Doch die antike Vielfalt ist im Laufe der Zeit eingeengt worden", konstatiert die Historikerin. "Die Diskussion über diese Vielfalt ist sicherlich schwierig, aber lohnenswert und notwendig."