Pressemitteilung 2008/118 vom

Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel hat am Dienstag bei einem Festakt im Alten Rathaus zu Leipzig die Urkunde zur Ehrenpromotion der Fakultät für Physik und Geowissenschaften der Universität Leipzig persönlich in Empfang genommen. Die Fakultät und die Universität würdigen mit der Verleihung des Ehrendoktortitels die besonderen Verdienste der Bundeskanzlerin um das Fachgebiet Physik und dessen Reputation bei ihrem Einsatz für den Schutz der Umwelt sowie für Demokratie und Menschenrechte. Die Bundeskanzlerin zeigte sich tief berührt: "Es ist ein bewegendes Ereignis, einen Ehrendoktor von der eigenen Universität zu bekommen, von der Hochschule, an der man studiert hat", sagte Merkel.

Von 1973 bis 1978 hatte die heutige Bundeskanzlerin an der damaligen Karl-Marx-Universität Physik studiert und ihr Diplom gemacht. "Ich hatte mich damals bewusst für Leipzig entschieden, weil ich von zu Hause fort wollte", erinnerte sich die Spitzenpolitikerin in ihrer Dankesrede. Für sie erwies sich Leipzig als wahrer Glücksgriff: "Ich habe hier eine sehr gute fachliche Ausbildung erhalten", bedankte sie sich rückwirkend bei ihren Professoren. Dass diese Ausbildung auch im internationalen Vergleich habe standhalten können, zeigte sich in späteren Jahren während ihrer Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentralinstitut für physikalische Chemie an der Akademie der Wissenschaft der DDR, wo sie 1986 promoviert wurde.

Sie habe schöne, wichtige und lehrreiche Jahre in Leipzig verbracht, erklärte die Bundeskanzlerin. In der sächsischen Metropole habe sie auch zu Zeiten des Sozialismus immer eigenständige und frei denkende Menschen getroffen. Die Universität selbst sei stets von großen Persönlichkeiten geprägt gewesen und lebe nach wie vor ihr Motto "Aus Tradition Grenzen überschreiten."

Der Rektor der Universität, Prof. Dr. Franz Häuser, verlieh seiner Freude und Dankbarkeit darüber Ausdruck, dass die Bundeskanzlerin die Ehrendoktorwürde nicht nur angenommen hatte, sondern auch zur feierlichen Übergabe der Promotionsurkunde nach Leipzig gekommen war. Er verwies darauf, dass Angela Merkel das scheinbar Unmögliche möglich gemacht habe, indem sie als eine in der DDR aufgewachsene Frau zur Bundeskanzlerin des wiedervereinten Deutschlands gewählt wurde. "Wir in der Universität Leipzig sind unbescheiden genug und ergänzen den biografischen Ausflug um den Hinweis, eine in der DDR aufgewachsene Frau mit dem Physik-Diplom der Universität Leipzig." Häuser äußerte die Hoffnung, die Bundeskanzlerin auch zum 600-jährigen Jubiläum der Alma mater im kommenden Jahr begrüßen zu können.

Der Dekan der Fakultät für Physik und Geowissenschaften, Prof. Dr. Tilmann Butz, erklärte, Merkel bekomme den Ehrendoktortitel vor allem auch für die Art, wie sie ihre Arbeit mache. In der Presse werde ihr oft das Attribut "Physikerin" verliehen. Dies unterstreiche die naturwissenschaftliche Arbeitsweise, die die Bundeskanzlerin pflege. Dazu gehöre das sorgfältige Recherchieren der Ausgangslage und der Randbedingungen, das Wissen um die Strukturen, die Besonnenheit und Unaufgeregtheit sowie die beharrliche Verfolgung der Ziele. "Diese Prägung haben Sie in den Jahren Ihres Studiums der Physik an der damaligen Karl-Marx-Universität in Leipzig von 1973 bis 1978 erfahren", so Butz. Der Dekan unterstrich, dass die Fakultät die Verleihung der Ehrendoktorwürde nicht an die Amtsinhaberin, sondern vielmehr an die Person Angela Merkel beschlossen habe. Nach der Ehrendoktorwürde der Hebräischen Universität in Jerusalem und der Leipziger Universität werde die Bundeskanzlerin sicher noch zahlreiche weitere erhalten. "Die heutige Ehrung ist und soll auch die persönlichste dieser Ehrungen sein", so Butz.

Als Laudator erklärte EU-Generalsekretär Javier Solana de Madariaga, es gebe in der europäischen Politik nur sehr wenige Menschen die er so schätze wie Angela Merkel. "Vielleicht hat es damit zu tun, dass wir beide in der Physik angefangen haben und in der Politik gelandet sind", meinte der studierte Physiker. Während er die analytischen Fähigkeiten von Merkel sehr schätze, seien die Menschen oft vom Charme und der Kompetenz der Bundeskanzlerin begeistert. Ihre guten englischen und russischen Sprachkenntnisse hätten es ihr zudem ermöglicht, mit US-Präsident George W. Bush und dem früheren russischen Präsidenten Wladimir Putin in deren Muttersprachen zu kommunizieren. Besonders zu würdigen sei die EU-Ratspräsidentschaft Deutschlands im vergangenen Jahr, die eine der besten Ratspräsidentschaften überhaupt gewesen sei. Besonders verdient gemacht habe sich die Bundeskanzlerin im Ringen um das Werk, das heute als Lissabon-Vertrag bekannt sei. Solana attestierte der Bundesrepublik, dem System der Europäischen Union Stabilität zu verleihen. "Und Angela Merkel verkörpert diese Rolle Deutschlands im europäischen Integrationsprozess ganz persönlich", erklärte der Diplomat.

"Es ist ein guter Tag für Leipzig", sagte Oberbürgermeister Burkhard Jung und bezeichnete die Geehrte als "Sympathieträgerin allerhöchsten Ranges". Selten sei eine Ehrenpromotion so publizitätsträchtig und gleichzeitig so unumstritten gewesen wie diese. Aus keiner Fraktion habe er auch nur ein "Grummeln" gehört. Und der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich fügte hinzu: "Frau Dr. Merkels Aufgaben sind mit jeder Station komplexer geworden. Sie hat aber immer die Übersicht gewahrt." Dies sei auch Folge des Studiums an der Universität Leipzig. Die sächsischen Absolventen seien gerade im Berich der Natur- und Ingenieurwissenschaften begehrt, schloss Tillich.

Musikalisch umrahmt wurde die Festveranstaltung durch den Universitätschor unter der Leitung von Universitätsmusikdirektor David Timm. Die Choristen trugen das Werk Johann Sebastian Bachs "Der Geist hilf unser Schwachheit auf" (BWV 226) vor, eine Motette für zwei Chören aus den Festmusiken zu den Leipziger Universitätsfeiern.