Angelehnt an internationale Recherchekooperationen wie „Panama Papers“ arbeiten Studierende und Dozierende des M. Sc. Journalismus der Universität Leipzig gemeinsam mit dem französischen Centre de Formation des Journalistes und dem M. A. Investigative Journalism der Universität Göteborg an Recherchen und Publikationen. Das dreijährige Projekt, in das auch die niederländische NGO "Arena for Journalism in Europe" involviert ist, wird durch Mittel aus dem EU-Förderprogramm Erasmus+ finanziert.
„Nachdem im letzten Jahr unsere Studierenden in multinationalen Teams zur EU-Klimapolitik recherchiert haben, geht es dem aktuellen Jahrgang nun um das nicht weniger brisante Thema von Migration und Arbeit in der Europäischen Union“, sagt Studiengangsleiter Prof. Dr. Markus Beiler und hebt hervor: „Wir trainieren bereits in der Ausbildung grenzüberschreitende Zusammenarbeit anhand wichtiger Themen unserer Zeit – und veröffentlichen nun direkt vor der EU-Parlamentswahl die Ergebnisse.“ Ebenso wie im ersten Durchgang konnten 2023/24 wieder über 70 Studierende der drei Hochschulen internationale Projekterfahrung sammeln sowie investigativ- und datenjournalistische Fähigkeiten vertiefen. In einer Präsenzphase in Brüssel lernten die Studierenden EU-Institutionen, Datenquellen und Expert:innen kennen und bildeten kleine multinationale Teams; anschließend arbeiteten sie remote an einzelnen Rechercheprojekten weiter.
MDR veröffentlicht Rechercheergebnisse
Der MDR hat nun auf verschiedenen Kanälen eine Reihe von Beiträgen aus dem Projekt veröffentlicht. Bei MDR aktuell berichten die Studierenden, wie Seeleute von den Philippinen, aus dem Senegal oder aus Indonesien in der internationalen Schifffahrt ausgebeutet werden und wie die Seemannsmission Unterstützung bietet. Sie erzählen, wie die deutsche Solar-Branche um qualifiziertes Personal kämpft und was eine neue EU-Richtlinie zur Regulierung von Plattform-Arbeit im Dienstleistungsbereich für Beschäftigte bedeutet. Bei MDR Wissen geht es um die Probleme von automatisierter Grenzkontrolle („Europäische Außengrenzen: Was bedeutet Künstliche Intelligenz beim Grenzschutz?“) und die KI-gestützte Digitalisierung des gesamten Einreiseprozesses („Wie die EU in Sachen Migration auf Künstliche Intelligenz setzt“). Bei MDR Investigativ arbeiteten Studierende an der Doku „Zu viel Arbeit, zu wenig Zeit, zu wenig Lohn – Missstände in der Reinigungsbranche“ mit. Die MDR-Beiträge sind über eine Sammelseite abrufbar.
Clemens Haug, Online-Chef vom Dienst von MDR Wissen, betont: „Die Studierenden haben sich auf das ausgesprochen komplexe Feld der europäischen Politik gewagt und bei ihren Recherchen viele, zu Unrecht wenig beachtete Entwicklungen und Geschichten rund um die Themenfelder Migration und Arbeitsmärkte zutage gefördert. Ihre Ergebnisse zeigen: Wir müssen der europäischen Politik größere Aufmerksamkeit schenken.“ Weitere Beiträge der Studierenden sind im französischen Investigativ-Medium Mediapart, der schwedischen Qualitätszeitung Göteborgs-Posten und in der Brüsseler Online-Zeitung EUobserver erschienen. Sie sind auf der Website des „Crossborder Journalism Campus“ zu finden.
Im 2018 grundlegend reformierten Masterstudiengang Journalismus lernen die Studierenden, den digitalen Wandel des Journalismus zu begleiten und innovativ mitzugestalten. Dazu vereinigt das Studium die grundständige journalistische Ausbildung mit informatikwissenschaftlichen Kompetenzen und Kenntnissen angewandter Journalismusforschung. Das dreijährige Studium schließt ein Volontariat ein.