Pablo Neruda wird von Prof. de Toro als "Picasso der Lyrik", der nicht nur eine "neue Lyrik" in Chile und Lateinamerika begründete, sondern einen Paradigmenwechsel einleitete, bezeichnet. Nerudas Lyrik hat alle erdenklichen Bereiche erfasst, von seiner Liebeslyrik, die gekennzeichnet ist durch große Sinnlichkeit, bis zu der als "neue historische Lyrik" zu bezeichnenden Lyrik des Canto general, die von den präkolumbinischen Kulturen ausgeht, um dann die Eroberung, Kolonisierung und Gegenwart zu behandeln.
Nerudas Werk wird viel zu oft und bis in jüngste Zeit vorwiegend mit seiner politischen Tätigkeit in Verbindung gebracht, so anlässlich der 30. Wiederkehr des Putsches von Pinochet am 23. September 2003. Häufig wird er als "Heimatlyriker" und Dichter der Massen gepriesen, so dass sein literarisches Werk und seine Bedeutung als Universaldichter in den Hintergrund gerät.
Das Kolloquium will die "Literarizität" seiner Texte in den Vordergrund stellen. Neben einer Würdigung von Leben und Werk werden Themen wie Neruda und der Surrealismus, Neruda und die Moderne, Nerudas Lyrik in der lateinamerikanischen Lyriktradition, Nerudas Lyrik und Geschichtsvermittlung, Lateinamerika in der Lyrik Nerudas, Natur in der Lyrik Nerudas, Gattungs-Renovatio und Inventio und die Rezeption seiner Lyrik und ihre Übersetzung behandelt.
Aus Anlass des Internationalen Kolloquiums zum 100. Geburtstag des chilenischen Dichters Pablo Neruda, Nobelpreisträger 1971 und Leipziger Ehrendoktor 1967, findet ein Pressegespräch statt, zu dem wir Sie herzlich einladen.
Zeit: 17.06.2004, 12:00 Uhr
Ort: Raum 320, 3. Etage
Rektoratsgebäude
Ritterstraße 26
Gesprächspartner sind der chilenische Botschafter Dr. Mario Fernández Baeza, der chilenische Schriftsteller Jorge Edwards, der auch ein Erinnerungsbuch über Neruda geschrieben hat, und der Direktor des Ibero-Amerikanischen Forschungsseminars der Universität Leipzig, Prof. Dr. Alfonso de Toro.