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Kein Händeschütteln zur Begrüßung, keine Umarmungen unter Freunden in Zeiten des Social Distancing – aber schon kleine Berührungen sind wichtig für unsere Beziehungen. Professor Martin Grunwald, Leiter des Haptiklabors an der Universität Leipzig, erklärt im Rahmen der Themenwoche „Arte berührt“ mit Forschern aus Schweden, Großbritannien und Frankreich, wie Berührungen die physische und kognitive Entwicklung, aber auch unser tägliches Leben prägen. In der arte-TV-Dokumentation „Die Macht der sanften Berührung“ gibt Grunwald Einblicke in seine aktuelle Forschung.

„Wir können Berührungsreize nicht einfach ignorieren“, erklärt Psychologe Martin Grunwald, der seit mehreren Jahrzehnten zu taktilen Reizen forscht und schon 1996 das Haptiklabor am Paul-Flechsig-Institut der Medizinischen Fakultät gründete. Dort untersuchen Leipziger Wissenschaftler, wie sich die Gehirnaktivität unter einer Körpermassage verändert und warum wir uns täglich bis zu 800-mal unbewusst ins Gesicht fassen.

„Einfach nur durch Berührungsreize verändert sich die Biochemie unseres Gehirns auf dramatische und positive Art und Weise“, sagt Grunwald. „Es macht uns krank, wenn Berührungen dauerhaft fehlen. Aber der Bedarf an Berührungen ist individuell unterschiedlich. Jeder braucht hier seine eigene Dosis“, so der Psychologe.

Durch Berührungen wird das Hormon Oxytocin ausgeschüttet. Dieses gesundheitsfördernde Hormon hat beruhigende und auch wachstumsfördernde Wirkungen und kann Immunreaktionen des Körpers beeinflussen. „Es ist eine ganz vielfältig wirksame Substanz“, führt Grunwald in der arte-Doku aus. „Wenn Berührungsreize zu lange fehlen, können körperliche und psychische Schäden auftreten.“

Was das Social Distancing mit der einhergehenden Berührungsarmut mit uns Menschen macht, darüber können die Forscher derzeit nur spekulieren. Bekannt ist, dass dauerhafte Einsamkeit so schwere Folgen nach sich ziehen kann, wie der Konsum von Nikotin und Alkohol.

In seinem aktuellen Projekt „Neo-Takt“ erforscht Grunwald, wie Frühchen beim selbständigen Atmen geholfen werden kann. Der Haptikforscher will eine Fußmanschette entwickeln, die Frühchen vor Atemaussetzer schützt.

Die TV-Dokumentation „Die Macht der sanften Berührung“ wird im Rahmen der Themenwoche „Arte berührt“ am Mittwoch, 3. März 2021, um 21:40 Uhr auf arte ausgestrahlt und ist in der Mediathek bereits vorab und bis zum 31. Mai 2021 abrufbar.