Dabei sind größere Schwankungen zu verzeichnen. So liegt die Abbrecherquote bei den Pharmazeuten bei 3,6 Prozent und bei den Biochemikern bei 3,8 Prozent. Die Mineralogen dagegen kommen auf "stolze" 41,7 Prozent und die Logiker/Wissenschaftstheoretiker auf 35,3 Prozent. "Zu beachten sind dabei allerdings auch die absoluten Zahlen", so der Kanzler der Universität Leipzig, Peter Gutjahr-Löser. So haben bei den Mineralogen ganze zehn Studenten ihr Studium in Leipzig abgebrochen, da aber nur 24 Studenten eingeschrieben sind, kommt man eben auf die genannten Prozentpunkte. Eine annähernd gleiche Zahl von Studenten der Wirtschaftsmathematik, nämlich elf, haben ebenfalls ihr Studium abgebrochen. Da aber 114 begonnen haben, liegt die Quote nur bei 9,6 Prozent.
"Nicht jeder Abbruch bedeutet auch die Aufgabe des Studiums generell", erläutert Gutjahr-Löser weiter. "Besonders in den Magisterstudiengängen verzeichnen wir einen Wechsel der Studienfächer." D.h. die jungen Leute studieren weiter, aber entscheiden sich für ein anderes Fach oder einen anderen Schwerpunkt. In Verbindung mit dem Magisterfach Germanistik z. B. haben 65 Studenten den Studiengang gewechselt. 24 davon sind vom Hauptfach Germanistik ins Nebenfach gewechselt und umgekehrt. Wiederum bei neun von den 64 Wechslern blieb das Magisterhauptfach Germanistik unverändert, aber die Nebenfächer wurden neu gewählt. Andererseits wählten 13 Studenten einen Magisterstudiengang mit dem Fach Germanistik, die vorher keine Germanistik in ihrer Fachkombination hatten. Außerdem entschieden sich 19 Studenten für einen die Germanistik beinhaltenden Magister-Studiengang, die vorher in einem Diplom- oder Staatsexamens-Studiengang eingeschrieben waren.
Auch Wechsel zwischen den Hochschulen sind an der Tagesordnung. So sind von den Studenten der Theologie, die auf dem ersten Blick eine Abbrecherquote von 21,8 Prozent haben, ca. 75 Prozent Hochschulwechsler. Bereits in DDR-Zeiten sind sie häufig an einen anderen Studienort gegangen, um andere Lehrmeinungen kennenzulernen. "Die damit verbundenen Studienabbrüche wünschen wir sogar", kommentiert Gutjahr-Löser. Das wird ausgeglichen dadurch, dass natürlich auch nach Leipzig wieder eine annähernd gleiche Zahl von Studenten kommt.
Diese Ausführungen belegen, dass Pauschalurteile zu Abbrecherquoten leicht dazu verführen, entweder die StudentInnen oder die Hochschulen zu verunglimpfen. "Um wirklich handhabbare Ergebnisse zu erreichen, muss man schon genauer untersuchen, was sich hinter einem Studienabbruch verbirgt." Gar nicht eingegangen wurde ja z. B. auf die Gründe für einen "echten" Studienabbruch. Neben dem Nichtgeeignetsein für ein Studium generell, das im Focus besonders hervorgehoben wurde, können schlicht wirtschaftliche Gründe die Ursache sein, wenn z. B. das BAföG nicht reicht, oder unterstützende Eltern plötzlich arbeitslos werden. In Aufnahmeprüfungen den Ausweg für den Studienabbruch zu suchen, ist deshalb mit Sicherheit nur die eine Seite der Medaille.
"Genauer untersuchen" ist auch das Stichwort für eine Meinungsäußerung von Prof. Dr. Klaus Bente.