Ernst Beckmann war einer der Großen, die am Alten Chemischen Institut Leipzig in der Brüderstraße 34 wirkten. Erbaut 1879, war das Institut unter Wilhelm Knop zunächst Agrikulturchemisches Laboratorium. Unter Wilhelm Ostwald gehörte es zu den bedeutendsten Physikalisch-chemischen Instituten Deutschlands. Die altehrwürdige, vor 600 Jahren gegründete Universität Leipzig hatte um 1900 drei renommierte chemische Institute, unter deren Dächern namhafte Chemiker Deutschlands forschten und lehrten. Damit zählte Leipzig weltweit mit zu den bedeutendsten chemischen Forschungsstätten.
Mit dem Programm "Historische Stätten der Chemie" möchte die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) die Erinnerung an das kulturelle Erbe der Chemie wach halten und die Chemie und ihre historischen Wurzeln stärker in das Blickfeld der Öffentlichkeit rücken. Ein wesentliches Kriterium für die Auswahl einer Historischen Stätte ist, dass die mit ihr verbundenen Entdeckungen für Mensch und Gesellschaft große Bedeutung besitzen. Dies gilt ganz gewiss für die bahnbrechenden Arbeiten von Ernst Beckmann (1853-1923) in der physikalischen und organischen Chemie.
Mit der Festveranstaltung und Übergabe einer Gedenktafel werden nun vor allem Beckmanns Arbeiten zur Molekulargewichtsbestimmung und die für die chemische Synthese bedeutenden Umlagerungsreaktionen gewürdigt. Begangen wir der Festakt unter anderem mit Rektor der Universität Prof. Dr. Franz Häuser, dem Dekan der Fakultät für Biowissenschaften, Pharmazie und Psychologie, Prof. Dr. Matthias Müller, dem Dekan der Fakultät für Chemie und Mineralogie der Fakultäten, Prof. Dr. Harald Krautscheid, dem GDCh-Präsidenten, Prof. Dr. Klaus Müllen, der Sächsischen Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst Dr. Eva-Maria Stange, sowie dem Oberbürgermeister der Stadt Leipzig Burkhard Jung.
Nach einem Vortrag zur "Zukunftstechnologie Katalyse" von Wolfgang A. Herrmann, dem Präsidenten der Technischen Universität München, stimmt Hans-Jörg Hofmann vom Institut für Biochemie der Universität Leipzig mit dem Vortrag "Das Alte Chemische Institut in der Brüderstraße 34 - Wirkungsstätte bedeutender Persönlichkeiten" auf die feierliche Enthüllung der Gedenktafel ein, die neben Beckmann und Ostwald auch an Svante Arrhenius, Walther Nernst, Berthold Rassow, Karl Friedrich Bonhoeffer und Leopold Wolf erinnert.
Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) gehört mit rund 30.000 Mitgliedern zu den größten chemiewissenschaftlichen Gesellschaften weltweit. Als Orte der Erinnerung werden Wirkungsstätten herausragender Wissenschaftler/innen seit 1999 ausgezeichnet. Bisher wurden mit der Gedenktafel "Historische Stätten der Chemie" die Wirkungsstätten folgender Wissenschaftler geehrt: Hermann Staudinger in Freiburg (1999), Fritz Straßmann in Mainz (2002), Justus von Liebig in Gießen (2003), Clemens Winkler in Freiberg (2004), Wilhelm Ostwald in Großbothen bei Leipzig (2005), Hans Meerwein in Marburg (2006) und Karl Ziegler in Mühlheim (2008).