Auen sind globale Brennpunkte früher menschlicher Eingriffe und hochsensibler sozio-ökologischer Wirkungsmechanismen. Sie sind besonders dynamische Landschaften und Kernzonen des Kultur- und Naturerbes Europas. Sogenannte „fluviale Gesellschaften“ haben die mitteleuropäischen Auen wegen ihrer hohen Nutzungsvielfalt und -kapazitäten und den damit einhergehenden Maßnahmen der Landgewinnung und Risikominimierung radikal verändert. Diese menschengemachte Überprägung kann teils so stark sein, dass ehemalige Auenräume nicht mehr als solche zu erkennen sind. Die acht Teilprojekte des DFG-Schwerpunktprogramms analysieren innerhalb des Förderzeitraums dieses Zusammenwirken von Gesellschaften und vorindustriellen Auen Mitteleuropas aus unterschiedlichen Perspektiven und in ausgewählten Regionen Mitteleuropas.
Auf dem Plenartreffen stand der wissenschaftliche Austausch im Vordergrund. Schwerpunktthemen waren auch die methodische Weiterentwicklung wie DNA-Analysen aus Fluss- und Seesedimenten oder die Rekonstruktion der historischen Biodiversität von Auen. In das internationale Plenartreffen waren auch Wissenschaftler:innen des interdisziplinären LeipzigLabs der Universität Leipzig eingebunden, welche insbesondere auch an den Forschungsfragen zur historischen Biodiversität und zur Exzellenzinitiative „New Global Dynamics“ beteiligt sind.
Für den Koordinator des Schwerpunktprogramms, Prof. Dr. Christoph Zielhofer, Physischer Geograph an der Universität Leipzig, ist die Frage besonders spannend, ob und seit wann die Auen und in den Auen agierende Gesellschaften als „Fluviale Anthroposphäre“ verstanden werden müssen und welche ökologischen und gesellschaftlichen Prozesse zu ihrer Entstehung führten. „Bisherige Forschungsarbeiten weisen darauf hin, dass vom Menschen verursachte Veränderungen der Auen sowie die Herausbildung spezifischer fluvialer Gesellschaften bereits lange vor der Industrialisierung begannen“, so Privatdozent Dr. Lukas Werther vom Deutschen Archäologischen Institut in Frankfurt, der als Mitglied des Forschungskomitees an der Ausrichtung des Schwerpunktprogramms federführend beteiligt ist.