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Auf dem ersten internationalen Plenartreffen des Schwerpunktprogramms „Auf dem Weg zur Fluvialen Anthroposphäre“, das vom 17.-19. Januar an der Universität Leipzig stattfand, kamen 70 Forschende aus Großbritannien, der Slowakei, Kroatien, Österreich, der Schweiz und Deutschland zusammen, um sich über die Überformung und Zerstörung der Auen Mitteleuropas ein Bild zu machen und sich über die laufenden Studien auszutauschen.

Auen sind globale Brennpunkte früher menschlicher Eingriffe und hochsensibler sozio-ökologischer Wirkungsmechanismen. Sie sind besonders dynamische Landschaften und Kernzonen des Kultur- und Naturerbes Europas. Sogenannte „fluviale Gesellschaften“ haben die mitteleuropäischen Auen wegen ihrer hohen Nutzungsvielfalt und -kapazitäten und den damit einhergehenden Maßnahmen der Landgewinnung und Risikominimierung radikal verändert. Diese menschengemachte Überprägung kann teils so stark sein, dass ehemalige Auenräume nicht mehr als solche zu erkennen sind. Die acht Teilprojekte des DFG-Schwerpunktprogramms analysieren innerhalb des Förderzeitraums dieses Zusammenwirken von Gesellschaften und vorindustriellen Auen Mitteleuropas aus unterschiedlichen Perspektiven und in ausgewählten Regionen Mitteleuropas.

Auf dem Plenartreffen stand der wissenschaftliche Austausch im Vordergrund. Schwerpunktthemen waren auch die methodische Weiterentwicklung wie DNA-Analysen aus Fluss- und Seesedimenten oder die Rekonstruktion der historischen Biodiversität von Auen. In das internationale Plenartreffen waren auch Wissenschaftler:innen des interdisziplinären LeipzigLabs der Universität Leipzig eingebunden, welche insbesondere auch an den Forschungsfragen zur historischen Biodiversität und zur Exzellenzinitiative „New Global Dynamics“ beteiligt sind.

Für den Koordinator des Schwerpunktprogramms, Prof. Dr. Christoph Zielhofer, Physischer Geograph an der Universität Leipzig, ist die Frage besonders spannend, ob und seit wann die Auen und in den Auen agierende Gesellschaften als „Fluviale Anthroposphäre“ verstanden werden müssen und welche ökologischen und gesellschaftlichen Prozesse zu ihrer Entstehung führten. „Bisherige Forschungsarbeiten weisen darauf hin, dass vom Menschen verursachte Veränderungen der Auen sowie die Herausbildung spezifischer fluvialer Gesellschaften bereits lange vor der Industrialisierung begannen“, so Privatdozent Dr. Lukas Werther vom Deutschen Archäologischen Institut in Frankfurt, der als Mitglied des Forschungskomitees an der Ausrichtung des Schwerpunktprogramms federführend beteiligt ist.

Das Schwerpunktprogramm besteht aus acht Teilprojekten aus der Archäologie, den Geowissenschaften und den Geschichtswissenschaften, welche die Interaktion des Menschen mit seiner Umwelt auf dem Weg zur „Fluvialen Anthroposphäre“ multidisziplinär und mit innovativem Methodenspektrum in den Mittelpunkt stellen. Das Schwerpunktprogramm verspricht einen kohärenten und übertragbaren Beitrag globaler Relevanz zur aktuellen Debatte um das Anthropozän sowie seiner im Sinne einer Risikoanalyse potentiell riskanten Überschreitung der natürlichen Rahmenbedingungen zu liefern.