Pressemitteilung 2009/169 vom

Die Universität Leipzig ist Verbundpartner in dem Förderschwerpunktprogramm "Psychosoziale Hilfen für Kinder krebskranker Eltern" der Deutschen Krebshilfe. Ziel des Projektes ist es, Kinder krebskranker Eltern in der damit verbundenen speziellen Belastungssituation zu unterstützen. Die Leipziger Wissenschaftler wollen auf der Grundlage von Befragungen spezifische Versorgungsangebote für Eltern, Familien und Kinder entwickelt und angewendet werden.

Eine Krebserkrankung stellt für den Patienten selbst, aber auch für dessen Familienangehörige eine enorme Belastung dar. Minderjährige Kinder sind in diesem Zusammen-hang im besonderen Maße von der Erkrankung der Mutter oder des Vaters betroffen.

In Deutschland sehen sich jedes Jahr rund 450.000 Menschen mit der Diagnose Krebs konfrontiert. Dies ist in erster Linie für den Patienten selbst, aber auch für dessen Familienangehörige mit enormen und weitreichenden Belastungen verknüpft. Besonders minderjährige Kinder erleben die Erkrankung als eine bedrohliche, unverständliche Situation und reagieren häufig mit Angst, Schuldgefühlen und großer Verunsicherung. Um Krebspatienten sowie deren Kinder in der Bewältigung ihrer psychosozialen Belas-tungen zu unterstützen, muss in der klinischen Praxis stärker eine familienorientierte Sicht unter Einbeziehung der Partner und besonders auch der Kinder eingenommen werden.

"Etwa 15 Prozent der Patienten mit Krebserkrankungen haben Kinder bis zum 18. Lebensjahr. Exakte Zahlen dazu gibt es nicht, auch nicht über die hieraus resultierende Problemlast für die Familien und die Kinder. Unser Ziel ist es, die betroffenen Patienten, Angehörigen und Kinder bestmöglich zu unterstützen.", so der Leiter des Projektes an der Selbständigen Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie der Universität Leipzig, Prof. Elmar Brähler.

Das Forschungsprojekt "Psychosoziale Hilfen für Kinder krebskranker Eltern" wird von der Deutschen Krebshilfe e.V. von 2009-2011 als großes Verbundprojekt an verschiedenen Standorten gefördert. In Hamburg, Berlin, Heidelberg, Magdeburg und Leipzig sollen Patienten, ihre Partner und Kinder in persönlichen Befragungen zu Wort kom-men und bei Bedarf konkrete Hilfen erhalten. Die Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie und die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie bil-den in Leipzig ein gemeinsames Studienzentrum. Der regionale Forschungsschwer-unkt ist hierbei einerseits die psychosoziale Belastungssituation der Patienten, deren Partner und der Kinder und die Veränderungen der Belastungen im Zeitverlauf. Ande-rerseits soll untersucht werden, welche Formen der Unterstützung auf Seiten der Eltern, Familien und Kindern erwünscht und hilfreich sind.

In einem ersten Schritt wurde am Kinderzentrum eine "Familiensprechstunde für Kinder krebskranker Eltern" eröffnet. Dort finden Kinder und Jugendliche, ihre Eltern oder die ganze Familie vertrauensvolle Ansprechpartner für ihre Fragen und Sorgen. Die Familienmitglieder werden auf der Grundlage eines spezifischen Beratungskonzeptes (CO-SIP = Children of somatically ill parents / Kinder körperlich kranker Eltern) individuell begleitet. Die Beratung versteht sich als präventives Angebot zur seelischen Gesund-heitsvorsorge. Es wurde in einem EU-weiten Projekt entwickelt und sorgfältig auf die spezifischen Bedürfnisse betroffener Kinder und Jugendlicher zugeschnitten.

Ziel des Forschungsprojektes ist es, die psychosoziale Versorgung von Familien mit ei-nem krebskranken Elternteil auf der Grundlage wissenschaftlich fundierte Konzepte deutschlandweit zu verbessern.

"Kinder zeigen oft nicht, welch große Sorgen sie sich wegen der Krankheit ihrer Mutter oder ihres Vaters machen. Sie wollen ihre Eltern nicht zusätzlich belasten. Eine Hilfe durch gut ausgebildete Therapeuten kann hier entscheidend sein. Es ist großartig, dass die Deutsche Krebshilfe unsere Beratungsstelle unterstützt.", so der Leiter des Projektes in der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters der Universität Leipzig, Prof. K. von Klitzing.

Kontakt:

Familiensprechstunde für Kinder krebskranker Eltern
Zentrum für Frauen- und Kindermedizin
Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie
Liebigstraße 20a
04103 Leipzig
Prof. Dr. Kai von Klitzing (Projektleitung)
Ansprechpartnerin: Dipl. Psych. Gabriele Koch
Tel.: +49 341 97-24013
Mail: kinder-krebskranker-eltern@medizin.uni-leipzig.de

Selbständige Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie;
Psychosoziale Beratungsstelle für Tumorpatienten und Angehörige
Philipp-Rosenthal-Straße 55
04103 Leipzig
Prof. Dr. Elmar Brähler (Projektleitung)
Ansprechpartner: Dr. Jochen Ernst, Heide Götze
Tel.: +49 341 97-15415
Mail: Jochen.Ernst@medizin.uni-leipzig.de
Dipl. Psych. Antje Lehmann (Leiterin der Beratungsstelle)
Tel.: +49 341 97-15407