Pressemitteilung 2008/029 vom

Traditionen einer Familie zwischen Kunst und Wissenschaft. Eine Ausstellung im Universitätsarchiv

Professor Dr. Hans Kautsky (1891-1966) gehört zu den weithin bekannten Großen der Chemie. Er entdeckte den Singulettsauerstoff, die Chlorophyllfluoreszenz (CF) und den nach ihm benannten Kautsky-Effekt. Außerdem leistete er einen wesentlichen Beitrag zur Kohlensäureassimilation und zur Siliciumchemie.

Seit Jugendjahren an chemischen Problemen interessiert, studierte er ohne Abitur von 1911 bis 1917 Chemie an der TH Charlottenburg, promovierte 1922 in Prag, habilitierte sich 1928 in Heidelberg und erhielt dort 1934 eine a. o. Professur für anorganische Chemie. Von Frühjahr 1936 bis 1945 war er an der Universität Leipzig Professor für anorganische Strukturchemie. Im Juni 1945 brachten ihn die Amerikaner nach Weilburg/Lahn.

Weniger bekannt ist, dass Kautsky zunächst als Maler und Zeichner, u. a. in Holland, ausgebildet wurde. Diese Neigung zur bildenden Kunst ist in der Familientradition begründet: Der Großvater Johann Baptist Wenzel Kautsky (1827-1896) war Kunstmaler und Bühnenbildner in Prag. Der Vater Hans Joseph Wilhelm Kautsky (1864-1927) war k.u.k. österreichischer und kgl. preußischer Hoftheatermaler in Wien und Berlin. Bruder Robert Kautsky (1895-1962) war über 40 Jahre lang weit über die Grenzen Österreichs bekannter Ausstattungschef der Wiener Staatsoper.

Alle Kautskys finden sich in der Ausstellung wieder. Zu sehen sind eine Auswahl von Zeichnungen, Aquarellen und Gemälden.

Die Kautskysche Tradition setzte sich fort: Der 1920 geborene Sohn Dr. Hans Kautsky jun. studierte in Leipzig und war langjährig Leiter der Forschung auf dem bekannten Schiff "Meteor" und Mitglied der internationalen Atomenergiebehörde in Paris und Wien. Er befasste sich mit der Ausbreitung radioaktiver Stoffe im Atlantik. Mit künstlerischen Fotografien errang er zahlreiche Preise auf Ausstellungen. Erinnert sei an die Ausstellung 2005 mit Fotografien von Landschaft und Vegetation "Hans Kautsky - Naturräume" in der Orangerie des Botanischen Gartens der Universität Leipzig. Seine Mineraliensammlung sucht ihresgleichen, womit er in die Fußstapfen seines Onkels, des Geologen Dr. Fritz Kautsky (1890-1963), trat.

Dr. Hans Kautsky stellte dankenswerter Weise die Kunstwerke für die Ausstellung zur Verfügung. Die vorbereitenden Arbeiten leisteten der Kunsthistoriker Rainer Behrends, langjähriger Universitätskustos i. R. und Prof. em. Dr. Dr. h. c. Lothar Beyer, Fakultät für Chemie und Mineralogie. Der Freundeskreis dieser Fakultät fördert die Ausstellung. Dr. Jens Blecher, Universitätsarchiv Leipzig, steuerte Materialien des Uni-Archivs bei und organisierte die Ausstellung.