Pressemitteilung 2014/248 vom

Knapp zehn Prozent aller Studierenden in Deutschland fühlen sich einer Studie zufolge durch eine Behinderung, eine chronische oder psychische Erkrankung in ihrem Studium beeinträchtigt. Das betrifft nicht nur junge Menschen mit körperlichen Behinderungen, sondern auch Studierende mit Depressionen, Prüfungsängsten oder Suchterkrankungen. "Viele von ihnen geben sich nicht zu erkennen, weil sie nicht stigmatisiert werden wollen", sagt Prof. Dr. Barbara Drinck von der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät. Da die Situation dieser beeinträchtigten Studierenden bisher kaum wissenschaftlich analysiert wurde, haben die Schulpädagogin und ihre Mitarbeiter die Fachkonferenz "Inklusive Hochschule - Nationale und internationale Perspektiven" initiiert.

Am 22. und 23. September treffen sich dazu an der Universität Leipzig etwa 150 Fachleute aus 16 Ländern, um über bessere Studienmöglichkeiten für beeinträchtige Studierende zu beraten. Erstmals überhaupt wird in Deutschland auf einer größeren Konferenz über dieses gesellschaftliche Problem diskutiert. Die Teilnehmer - unter ihnen zahlreiche Pädagogen, Hochschullehrer und Studierende - analysieren die aktuelle Situation an den Fach- und Hochschulen und suchen nach Wegen, die den Betroffenen das Studieren erleichtern und ihnen die Chance auf einen erfolgreichen Abschluss geben. Auf dem Programm der Konferenz stehen 38 Vorträge, unter anderem zum Thema Studieren mit dem Asperger-Syndrom und zur barrierefreien Aufbereitung digitaler Inhalte für Studium und Beruf. Teilnehmer aus dem Ausland, etwa aus Japan und Korea, berichten über die Erfahrungen mit diesem Thema in ihren Heimatländern.

"Die Universitäten und Hochschulen brauchen ein breites Beratungsnetz. Außerdem sollen die Professoren und das wissenschaftliche Personal über Beeinträchtigungen aufgeklärt werden", erklärt Drinck. Allerdings werde den Betroffenen heute an den deutschen Hoch- und Fachschulen viel mehr Verständnis entgegengebracht als noch vor einigen Jahren. "Die Toleranz hat zugenommen", sagt die Expertin. Auch an der Universität Leipzig gebe es auf dem Gebiet zahlreiche Fortschritte, aber auch noch einiges zu tun, betonte Drinck, die sich seit Längerem mit dem Thema Inklusion auseinandersetzt.

Die Konferenz "Inklusive Hochschule", die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird, soll künftig im Zwei-Jahres-Rhythmus stattfinden. "Wir wollen das Thema weiterbringen und Praxismaßnahmen wissenschaftlich begleiten", sagt die Professorin. Es werde eine Kontinuität in der Forschung auf diesem Gebiet gebraucht, die es bislang nicht gibt.

Weitere Informationen zur Konferenz "Inklusive Hochschule" im Internet.