Pressemitteilung 2013/194 vom

Das Wissen um die große Bedeutung von sprachlichen Fähigkeiten für Bildungserfolg und gesellschaftliche Teilhabe hat in den vergangenen Jahren zu einer kaum überschaubaren Vielfalt an Sprachförderprojekten, -konzepten und -programmen in Kitas geführt. Die pädagogisch-therapeutische Ausrichtung der verschiedenen Ansätze und ihre Einbindung in den Kita-Alltag ist sehr unterschiedlich und ihre Wirkung häufig nur unzureichend überprüft. Aus diesem Grund geht das 2. Leipziger Frühjahrssymposium, das am 21. Juni an der Universität Leipzig stattfindet und zu dem etwa 150 Teilnehmer erwartet werden, auf Konzepte, Bedingungen und Wirkungen von Sprachförderung im frühkindlichen Bereich kritisch und konstruktiv ein. Die Initiatoren der Tagung sind Prof. Dr. Christian Glück und sein Team vom Institut für Sprache und Kommunikation (INSKOM) und des sonderpädagogischen Fachbereichs Sprache und Kommunikation der Universität Leipzig.

Wie Sprachförderung bei Kleinkindern wirkungsvoll in den Alltag eingebunden werden kann, zeigt beispielsweise Sprachförderexpertin Tanja Löwe vom Kindergarten St. Elisabeth. Sie geht immer donnerstags mit ihren Krippenkindern in den Wald. "Der Waldtag ist Teil unserer Sprachförderung. Diese wird bei uns in den Alltag integriert. Im Wald geht das besonders gut, weil der für die Kinder nicht alltäglich ist. Die Kinder haben das Bedürfnis, uns auf Neues und Spannendes aufmerksam zu machen. So kommen wir mit ihnen ins Gespräch und unsere Impulse für die Sprachentwicklung treffen bei den Kindern auf offene Ohren", erklärt die Fachfrau.

Tatsächlich regt der Wald zum Sprechen an: Miriam ruft immer wieder: "Ich hab was entdeckt" und kommentiert ihre Entdeckungen. Anna achtet sehr darauf, dass alle mitkommen und meldet jeden Nachzügler, jeden Sturz. Georg, der zu Beginn des Kindergartenjahres nur Rumänisch sprach, macht alle auf die Rehe im Gehege aufmerksam, und Peter, der sonst wenig spricht, wiederholt hartnäckig "Bagger weg", bis die Erzieherin ihn versteht: Ja, der Traktor, der dort letzte Woche stand, ist nicht mehr da.

"Den Eltern ist manchmal schwer zu vermitteln, wie alltagsintegrierte Sprachförderung aussieht", berichtet die Sprachförderkraft, da praktisch nichts anderes gemacht werde als mit den Kindern zu sprechen. Das aber sei für die Eltern selbstverständlich. "Während der Gespräche mit den Kindern setzen wir aber ganz gezielt bestimmte Strategien ein, die jeweils an die Situation und an die Fähigkeiten des Kindes angepasst werden müssen. So geben wir den Kindern zum Beispiel ein sprachliches Vorbild, indem wir ihre Äußerungen in korrekter oder veränderter Form wiederholen."

Für Tanja Löwe spricht einiges für alltagsintegrierte Sprachförderung. So könne man direkt an den Fähigkeiten und Interessen der Kinder ansetzen und müsse sie nicht immer wieder aus dem Gruppenalltag herausreißen. Deswegen habe man sich im Kindergarten St. Elisabeth für diese Art der Sprachförderung und gegen spezielle Sprachförderprogramme entschieden.

Die verschiedenen Methoden der Sprachförderung bei Kleinkindern werden auch beim Leipziger Frühjahrssymposium diskutiert. Die Eröffnungsvorträge von Prof. Timm Albers und Prof. Hermann Schöler geben einen Überblick über Sprachförderprogramme und -konzepte sowie zu Möglichkeiten der Wirksamkeitsüberprüfung. Anschließend werden in weiteren Vorträgen Möglichkeiten der kita-internen Feststellung, Sicherung und Verbesserung von Qualitätsmerkmalen sprachlicher Bildung vorgestellt.

Am Nachmittag werden in Workshops grundlegende Informationen zur Gestaltung des Kita-Alltags für Kinder mit Down Syndrom, Verhaltensauffälligkeiten und Hörstörungen gegeben. Parallel dazu finden zwei weitere Vorträge statt, die sich mit Grundlagen und der Umsetzung konkreter Förderungen beschäftigen. Inhaltlich abgeschlossen wird das Symposium mit einen Vortrag von Prof. Glück und Dr. Christiane Hofbauer, die in der Unterscheidung von sprachlicher Bildung, Sprachförderung und Sprachtherapie herausarbeiten.

Weitere Infos zum Symposium unter www.symposium-sprache-kommunikation.de und an der Tageskasse.