Die Kommunikation der Grillen ist ein spannendes Thema, da diese Insekten mit einem relativ einfachen Nervensystem dafür äußerst komplexe Aufgaben meistern. "Die Grillenmännchen singen, um die Weibchen anzulocken. Unterschiedliche Grillenarten haben verschiedene Gesangsmuster. Die weiblichen Tiere erkennen am zeitlichen Muster den Lockgesang der für die Männchen ihrer Art typisch ist", berichtet Schöneich. Gemeinsam mit seinen Forscherkollegen hat er erstmals den kompletten Schaltkreis im Gehirn der Tiere gefunden, der das Erkennen des artspezifischen Gesangsrhythmus ermöglicht.
An der Universität Leipzig, wo er bereits Biologie studierte und promovierte, möchte Schöneich seine Forschungen zur Kommunikation der Grillen weiter vertiefen. Dafür kooperiert er auch mit Kollegen aus den USA, Frankreich und England. Mit diesem internationalen Team hat Schöneich kürzlich erforscht, wie sich im Laufe der Evolution bei einigen südostasiatischen Grillen neue Kommunikationswege herausgebildet haben. "Ziel meiner Forschung ist es, mit der Grille als Tiermodel grundlegende Verarbeitungsprinzipien zu entschlüsseln, die in ähnlicher Weise aber natürlich viel komplexer, auch im menschlichen Gehirn von Bedeutung sein könnten. Neurophysiologische und neuroanatomische Forschungsmethoden sind an Grillen sehr gut etabliert. Um die Entwicklung neuer molekularbiologischer Methoden voranzutreiben, haben wir letztes Jahr einen internationalen Workshop in Japan organisiert", sagt der Biologe, der aus dem Erzgebirge stammt.
Aktuell hat Schöneich auch das Aggressionsverhalten der Männchen im Visier. Dafür untersucht er unter anderem, wie Grillen ihre Antennen nutzen, um potenzielle Rivalen zu erkennen und überlegenen Kontrahenten auszuweichen. Für seine Experimente züchtet er im Labor Mittelmeerfeldgrillen, die - im Gegensatz zu hiesigen Feldgrillen - keine Winterpause brauchen und daher ganzjährig zur Verfügung stehen.