Pressemitteilung 2015/073 vom

Große Ehre für zwei Wissenschaftlerinnen der Universität Leipzig: Dr. Irene Coin vom Institut für Biochemie ist am Mittwoch (11. März) in Garching mit dem German Life Science Award 2015 ausgezeichnet worden. Die Direktorin der Klinik für Vögel und Reptilien, Prof. Dr. Maria-Elisabeth Krautwald-Junghanns, wird am 19. März mit dem Felix Wankel Tierschutz-Forschungspreis geehrt. Details über diese hochrangigen Auszeichnungen und eine neu berufene Professorin der Universität Leipzig sind in nachfolgendem Text zu erfahren. Passende Fotos stehen zur Verfügung.

Irene Coin von Institut für Biochemie erforscht Protein-Protein-Interaktionen in lebenden Zellen, indem sie chemische Methoden und moderne molekulare Techniken kombiniert. Diese Protein-Interaktionen besser zu verstehen, könnte auch der Entwicklung von neuen Medikamenten dienen. Coin untersucht mit einer selbstentwickelten Methode, wo und wie sich ein bei stressbedingten Krankheiten relevantes Protein an sein Rezeptor-Protein bindet. Könnte man diese Bindung blockieren, wäre eine gezielte Behandlung solcher Erkrankungen denkbar. Die 39-Jährige erhielt den mit 50.000 Euro dotierten, vom Unternehmen Roche Diagnostics gestifteten Forschungspreis im Rahmen des Forums Life Science in München zu gleichen Teilen mit Dr. Bernhard Renard vom Robert Koch-Institut Berlin.

Tierschutz-Preis für Forschungen zur Geschlechtsbestimmung im Hühnerei

Veterinärmedizinerin Krautwald-Junghanns bekommt den mit 30.000 Euro dotierten Felix Wankel Tierschutz-Forschungspreis für ihre jahrelange Forschungsarbeit im Bereich des Tierschutzes, vor allem für ein vielversprechendes Forschungsprojekt zur Geschlechtsbestimmung im Hühnerei, das seit 2005 unter ihrer Federführung läuft. Derzeit werden in Deutschland etwa 40 Millionen bei der Legehennenvermehrung anfallende männliche Nachkommen unmittelbar nach dem Schlupf getötet.

Die Forschungsarbeiten, die von der 57-Jährigen koordiniert werden, ermöglichen nun eine Geschlechtsbestimmung nach wenigen Bebrütungstagen zu einem Zeitpunkt, an dem der Hühnerembryo nach jetzigem Erkenntnisstand noch kein Schmerzempfinden hat. Die Entwicklung eines praxistauglichen Verfahrens könne dazu beitragen, die Zahl der getöteten männlichen Hühnerembryos deutlich zu reduzieren und damit einen wertvollen Beitrag zum Tierschutz in der Nutzgeflügelhaltung zu leisten, hieß es zur Begründung. Der Preis wird alle zwei Jahre von der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München für besondere wissenschaftliche Leistungen im Bereich des Tierschutzes vergeben.

"Kunst kann Gesellschaft und Mentalitäten prägen"

Prof. Dr. Tanja Zimmermann ist neu an die Universität Leipzig berufene Professorin für Kunstgeschichte mit Schwerpunkt Osteuropa. Die 48-Jährige ist fest davon überzeugt, dass Kunst nicht nur durch ihre ästhetischen Qualitäten interessiert, sondern Gesellschaft und Mentalitäten prägen kann - oftmals mehr als die Politik. "Kunst formt die Erinnerungskultur der Menschen und hilft ihnen, ihre Verhältnisse zu überdenken", sagt die in Ljubljana im heutigen Slowenien aufgewachsene Wissenschaftlerin.

"Ich beschäftige mich nicht nur mit der klassischen Kunstgeschichte oder der elitären Hochkunst. Mich interessieren auch andere Themen, wie etwa die Wirkung von Bildern in den Medien bis in die moderne Zeit", erläutert Zimmermann. Ihr Forschungsrepertoire reicht von mittelalterlicher Kunst über DDR-Fotografie bis hin zu Video- und Performance-Kunst in Osteuropa. Gerade forscht die Wissenschaftlerin zu Kunst über Menschen am Rande der Gesellschaft, wie zum Beispiel Videos und Fotografien über behinderte und obdachlose Menschen. "Kunst kann provozieren und damit die Gesellschaft wachrütteln", so Zimmermann.

In der Lehre möchte sie Tradition und Moderne verbinden. So bietet sie unter anderem Seminare zu Ikonen und ostkirchlichem Bildverständnis vom Frühmittelalter bis zum beginnenden 20. Jahrhundert an, aber auch zu modernen Formen des Comics. Gemeinsam mit Kolleginnen und Studierenden plant die Professorin dazu Ende dieses Jahres einen Workshop und eine Ausstellung im Rahmen der Leipziger-Buchmesse im darauffolgenden Frühjahr. Die Teilnehmer erfahren dabei, dass Comics nicht mehr nur ein Medium der Unterhaltung sind, sondern sich auch mit historisch-politischen Themen wie der Belagerung von Sarajevo oder der Ermordung der russischen Journalistin Anna Politkowskaja beschäftigen.