Pressemitteilung 2010/308 vom

Katharina Pingel weiß seit ihrem Sächsisch-Kurs an der Universität Leipzig, dass "Wanstrammeln" soviel bedeutet wie Bauchschmerzen. Die 21-jährige Hessin kennt nun auch die typische, leicht gebückte Haltung der Sachsen und deren Vorliebe für gemütliche Kaffeerunden. Im Oktober belegte sie diesen sehr speziellen Kurs, der ein Teil der so genannten AbenteuerWoche war. Im Rahmen der Kampagne "Abenteuer FernOst - Leipziger Freiheit erleben" sollten damit die Erstsemester-Studenten der Universität Leipzig auf sympathisch-unkonventionelle Weise begrüßt werden. Der Sächsisch-Kurs wird wegen der großen Nachfrage am 11. November wiederholt.

"Wir haben überlegt, was man braucht, um den jungen Menschen einen guten Einstieg ins Studium zu ermöglichen", sagt die Projektkoordinatorin der "FernOst"-Kampagne, Nancy Beyer. Ihr Team sei irgendwann auf die Idee gekommen, den "Erstis" einen Sächsisch-Kurs anzubieten. Nach 2009 und Oktober dieses Jahres finde dieser nun bereits zum dritten Mal statt. "Ich fand die Idee spitze", sagt Katharina, die bei Besuchen daheim in Gießen von ihrem Vater wegen ihres Studiums in Leipzig neuerdings immer scherzhaft auf Sächsisch begrüßt wird. Dabei hat sie in dem Kurs gelernt, dass Nicht-Sachsen den Dialekt besser nicht nachahmen sollten.

An die amüsante 90-Minuten-Einführung ins Sächsische vor einem Monat kann sich die Studentin der Kommunikations- und Medienwissenschaften noch genau erinnern. Anfangs hätten sie und die anderen Kursteilnehmer allerdings erst einmal nur Bahnhof verstanden. "Ich musste dann schon einiges ins Hochdeutsche übersetzen", berichtet Kursleiterin Annekatrin Michler. Sie ist Kommunikationstrainerin. Mit dem Sächsisch-Kurs versucht sie, vor allem Ost-West-Teams aus Unternehmen verschiedener Branchen zusammen zu schmieden. "Ich erkläre eigentlich den Ossi, getarnt über den Sachsen", sagt sie. Katharina und ihre Mitstreiter haben von Michler viel über die Sachsen und ihre Herzlichkeit erfahren, über deren Art, offen auf andere Menschen zuzugehen. "Das hat bei manchen echte Aha-Erlebnisse hervorgerufen", sagt die Kursleiterin, die hauptberuflich mit Kabarett und Theater ihre Business-Seminare gestaltet.

"Die Kampagne und dieser Sächsisch-Kurs - das passte wie die Faust aufs Auge", sagt Beyer. Neben einem Kochkurs mit dem Mensakoch, Campusführungen, einer Exkursion des Career Centers und einer Speeddating-Veranstaltung sei dieser Diskurs in Sachen Dialekt bei den Teilnehmern der AbenteuerWoche am besten angekommen. Die AbenteuerWoche ist Teil der Kampagne "Abenteuer FernOst - Leipziger Freiheit erleben" und schließt an den Erfolg der AbenteuerReise im August an, bei der 140 Studienbewerber aus den alten Bundesländern drei Schnuppertage an der Universität Leipzig erleben durften.

Katharina Pingel hatte diese Möglichkeit ergriffen und ist noch vor ihrer Studienortentscheidung auf AbenteuerReise gegangen. Die Kampagne richtet sich vor allem an Westabiturienten, um sie für ein Studium in Ostdeutschland und speziell in Leipzig zu begeistern. Bei Katharina Pingel und den meisten anderen Teilnehmern des Sächsisch-Kurses ist dieses Konzept aufgegangen. "Das war die beste Entscheidung, die ich hätte treffen können. Leipzig ist genau meine Stadt", sagt sie und widerlegt damit das offenbar im Westen Deutschlands immer noch weit verbreitete Vorurteil, die ostdeutschen Städte seien grau und trostlos. Nancy Beyer hat sich vorgenommen, weiter am Image der Stadt Leipzig und ihrer Universität zu arbeiten.

Hintergrund:

Die aktuellen Zahlen der Studienanfänger aus den alten Bundesländern zeichnen die Erfolgslinie der Kampagne aus dem letzten Jahr fort: Statt der etwa 350 bis 400 Studienanfänger der vergangenen Jahre haben sich zum Wintersemester 2010/11 aktuell rund 800 Studienanfänger aus den alten Bundesländern für ein Studium an der Universität Leipzig entschieden, wobei zum gegenwärtigen Zeitpunkt der Immatrikulationsprozess noch nicht abgeschlossen ist. Bereits im vergangenen Jahr, drei Monate nach Kampagnenstart, hatten 700 Westabiturienten ein Studium an der Universität aufgenommen.
Das Gesamtkonzept "Abenteuer FernOst - Leipziger Freiheit erleben" wurde von 15 Studierenden der Kommunikations- und Medienwissenschaft unter Leitung von Professor Ansgar Zerfaß zusammen mit der Zentralen Studienberatung und der Öffentlichkeitsarbeit der Universität Leipzig entwickelt. Die Universität gewann damit im Mai 2009 den ersten Preis im Wettbewerb "Schneller ins Studium" der Hochschulinitiative Neue Bundesländer. Das Konzept wird seit Anfang Juli 2009 an der Universität Leipzig im Rahmen der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und den ostdeutschen Bundesländern initiierten Dachkampagne "Studieren in Fernost" umgesetzt.

Journalisten sind zu der Veranstaltung am 11. November herzlich eingeladen. Nancy Beyer steht für Interviews zur Verfügung.