Nachricht vom

Um zu untersuchen, wie sich Aerosole als mögliche Träger von Viren während einer Chorprobe im Raum verteilen, führten Forschungsteams der Universität Leipzig und der TU Bergakademie Freiberg in den vergangenen Monaten Messungen bei Chorproben durch. In der Fachpublikation „Journal of Voice“ berichten die Forschenden nun über ihre Ergebnisse. Demnach können Chorproben dank regelmäßigem Luftaustausch und speziellen Sensoren so ablaufen, dass die Kohlendioxid-Konzentration und damit auch die Aerosole in der Raumluft unter dem für eine Infektion kritischen Bereich bleiben.

Aus den Ergebnissen ihrer Messungen, wie beispielsweise bei einer Probe des Universitätschores Leipzig, leiten die Wissenschaftler:innen vom Zentrum für Musikermedizin der Universität Leipzig spezielle Handlungsempfehlungen ab. „Wir raten dazu, dass Sängerinnen und Sänger die üblichen Aufwärmübungen ihrer Stimme lieber alleine Zuhause oder auf dem Weg zur Chorprobe durchführen. Denn während der bewegungsintensiven Stimmübungen werden besonders viele Aerosole ausgeatmet, verwirbelt, und die Kohlendioxid-Konzentration steigt sehr schnell an“, erläutert Dr. Lennart Heinrich Pieper. Grundsätzlich seien ausreichend große Räume für das gemeinsame Singen angebracht. „Räume mit einer hohen Decke und ausreichend Lüftungsmöglichkeiten durch Fenster, einschließlich Oberlichter, eignen sich besonders für das gemeinsame Singen, da sich Aerosole zunächst unter der Decke sammeln und während des Lüftungsintervalls schnell herausgespült werden können. „In der Regel reichen fünf Minuten Stoßlüften aus“, erläutert Dr. Pieper vom Zentrum für Musikermedizin. In den Lüftungsphasen sollte die Ventilationsfläche so groß wie möglich sein, das heißt: Alle Fenster sollten weit geöffnet sein. „Selbst angekippte Fenster können die Singzeit deutlich verlängern“, erklärt Pieper.

Bei technischen Lüftungsanlagen sollte der Frischluftzustrom unten und die Absaugung der Luft nahe der Decke erfolgen. Empfehlenswert sei auch die Installation eines Kohlendioxid-Sensors, welcher beim Erreichen der kritischen Kohlendioxid-Konzentration warnen kann. Ist die Anbringung des Sensors an der Decke nicht möglich, sollte sie in deren Nähe erfolgen, jedoch nicht an Fenstern oder Türen. Das könne das Messergebnis verfälschen. Zusammen mit den Forschenden der TU Bergakademie Freiberg entwickelte das Team eine Art Formel für sichere Chorproben. Mit dieser Formel kann anhand der Personenzahl und der Raumgröße die sichere Chorprobenzeit ermittelt werden, bis zu der ohne Lüftungsintervall gesungen werden kann. Prof. Dr. Michael Fuchs, Leiter des Zentrums für Musikermedizin, ergänzt: „Die Kohlendioxid-Messung ist natürlich nur ein Baustein im Kontext aller Hygienemaßnahmen, um das Infektionsrisiko zu senken. Aber eben ein für Chöre sehr praktikabler – und das gilt für das Corona-Virus wie auch für andere Viren in möglichen zukünftigen Pandemie-Situationen.“

Link zur Pressemitteilung der TU Bergakademie Freiberg.

Originalpublikation:

"How safe is singing under pandemic conditions? - CO2-measurements as simple method for risk estimation during choir rehearsals. Journal of Voice."