Die Systembauweise ermöglichte eine extreme Verkürzung der Bauzeit und damit eine schnelle Inbetriebnahme von unbedingt notwendigen Klinik- und/oder Forschungsgebäuden und war damit eine ideale Ergänzung bei der Erneuerung der zu einem großen Teil maroden Gebäudesubstanz des Universitätsklinikums.
Nach 1989 stellte sich für viele Bereiche der Medizinischen Fakultät und des Universitätsklinikums Leipzig die Frage, wie Patientenbetreuung, Forschung und Lehre trotz stark verschlissener Gebäudesubstanz im gesamten medizinischen Bereich für die nähere und fernere Zukunft gesichert werden kann. Für einige Kliniken und Institute waren schnelle Neubau-Lösungen gefragt, die dennoch den geltenden Qualitätsrichtlinien entsprechen sollten. Hier bot sich die Systembauweise an. Die Klinik und Poliklinik für Neurologie, das Laborgebäude in der Delitzscher Straße, das Verfügungsgebäude mit der Notfallaufnahme und die José-Carreras-Transplantationseinheit entstanden so in kürzester Zeit und ermöglichen den hier tätigen Klinikern und Wissenschaftlern die uneingeschränkte Erfüllung ihrer Aufgaben. Soweit im voraus. Am Beispiel der José-Carrreras Transplantationseinheit sollen hier einige technische und funktionelle Daten der Systembauweise dargestellt werden.
Eine Spende der Deutschen José-Carreras-Leukämie-Stiftung in Höhe von 6 Millionen DM legte den Grundstein für den Neubau der José-Carreras-Transplantationseinheit in Leipzig. Den Rest von rund 10 Millionen DM steuerten Bund und Land bei. Die reinen Baukosten betrugen 13,18 Millionen DM, für die Ersteinrichtung wurden noch einmal 2,8 Milllionen ausgegeben. Damit lagen die Kosten knapp unter denen für das traditionelle Bauen. Zusätzliche Kosteneinsparungen ergaben sich aus der Bauschnelligkeit.
Von der Planung bis zur Fertigstellung verging ein gutes Jahr. Der Planungsbeginn für das dreigeschossige Gebäude war am 24.11.1999. Etwa ein halbes Jahr später, am 2.4.2000, wurde mit dem Bau begonnen, bereits am 17.11.2000 war der Bau abgeschlossen. Auf 1470 m² Nutzfläche wurden im Erdgeschoss sechs tagesklinische Plätze, vier Therapieplätze und die dazugehörigen Untersuchungs- und Behandlungsräume nebst einer großzügig geplanten Anmeldungs- und Wartezone untergebracht. Im Obergeschoss befindet sich die Knochenmark-Transplantationsstation mit zwölf Betten.
Der Systembau setzt sich zusammen aus einzelnen Raumzellen, die vorgefertigt wurden und vor Ort nur noch montiert werden mussten (siehe Foto 1). Rohr-, Leitungs- und andere technische Systeme mussten bei der Transplantationseinheit zusätzlich eingebaut werden. Im Verfügungsgebäude mit Notfallaufnahme und im Laborgebäude Delitzscher Straße waren diese Systeme bereits in die vorgefertigten Bauzellen integriert, was die Bauzeiten zusätzlich etwas verkürzte. Im allgemeinen können bis zu 70 Prozent der Baumasse vorgefertigt werden. Bei der Transplantationeinheit wurde das dennoch zügige Bauen dadurch gewährleistet, das Planungs- und Ausführungsfirmen sämtliche Arbeiten optimal abgestimmt hatten. Dem Universitätsklinikum standen dabei zur Seite: die Cronauer Beratung Planung, Beratende Ingenieure GmbH, Büro Dresden als Projektsteuerer; die Schuster/Pechthold Architekten GmbH; die Medizinplaner Faust Consult GmbH und die Planer Haustechnik Planungsgruppe M+M AG Ingenieurgesellschaft für Gebäudetechnik, Büro Dresden. Als Generalunternehmer wurde der OFRA Generalbau verpflichtet.
Selbstverständlich war die gesamte Bauplanung und -ausführung mit dem Nutzer bis ins Detail abgestimmt, so dass der reibungslose Ablauf aller Prozesse des Hauses gewährleistet ist. Dem Systembau schloss sich eine ganz normale Ausgestaltung an. Das Gebäude ist patientenfreundlich gestaltet. Helle und freundliche Zimmer machen den Aufenthalt unter den gegebenen Bedingungen so angenehm wie möglich. Modernste Geräte ermöglichen eine Behandlung nach neuesten Standards und patientennahe Laboratorien gewährleisten eine zeitnahe Auswertung der Befunde. Die Forschungslaboratorien vor Ort sind den Wissenschaftlern problemlos zugänglich, was die Arbeit an neuen Methoden der Leukämiebehandlung erleichtert.
Während man dem ersten Systembau am Universitätsklinikum, der Klinik und Poliklinik für Neurologie, die Systembauweise noch deutlich ansieht (Foto 2), werden die nachfolgenden Bauten den städtebaulichen Anforderungen bereits gerecht. Die José-Carreras-Transplantationseinheit z. B. hat eine vorgehängte Fassade, die die visuelle Einordnung des Hauses in das Gebäudeensemble der Johannisallee ermöglichte (siehe Foto 3). Selbst Satteldächer können problemlos in den Bau integriert werden, wie es beim Laborbau Delitzscher Straße geschehen ist (Foto 4.)
Nach Einschätzung von Peter Lang, Bereichsleiter Planung und technische Gebäudeverwaltung am Universitätsklinikum Leipzig, bewährt sich Systembau immer dann, wenn kleinere abgeschlossene Einheiten in relativ kurzer Zeit errichtet werden müssen, wie das bei der Carreras-Transplantationseinheit der Fall ist, oder wenn die Gebäude von Funktion und Einrichtung her relativ schnell überholt sind und dann nachgerüstet werden müssen, d. h. einem schnellen moralischen Verschleiß unterliegen, denn Systembauten haben den großen Vorteil, dass sie problemlos abgerissen und wieder aufgebaut werden können. Der Operationstrakt in der Kinderchirurgie in der Oststraße z. B. ist ein gebrauchter Container, der den Erfordernissen der Kinderchirurgie angepasst wurde. Auch diese Möglichkeit trägt zur Kostenersparnis bei, zumal im konkreten Fall der Bau eines neuen Kinderzentrums in der Liebigstraße geplant ist.