Das ukrainische Ministerium für Bildung und Wissenschaft hatte sich mit der Bitte um Unterstützung an das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gewandt. In Abstimmung mit dem BMBF und der Kultusministerkonferenz (KMK) hat die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) in der Folge die Koordination übernommen und konnte zeitnah Hochschulen gewinnen, die über die erforderlichen logistischen und technischen Voraussetzungen verfügen, um die rechtssichere Durchführung der Prüfungen zu gewährleisten. Neben einer ausreichenden Zahl von Computerarbeitsplätzen mit Internetanbindung wird insbesondere sprachkundiges Personal benötigt, um etwa die Identität der Prüflinge zu verifizieren und diese bei den Tests zu betreuen. Bei der Auswahl der Standorte wurde auf eine geografische Verteilung geachtet, um übermäßig lange Anreisen zu vermeiden.
„Wir sind sehr froh, dass wir als deutsches Hochschulsystem einen Beitrag zur Unterstützung der Ukraine leisten können“, erklärte HRK-Präsident Prof. Dr. Peter-André Alt am Donnerstag (9.Juni) in Berlin. „Mein großer Dank gilt insbesondere den beteiligten Hochschulen, ihren Leitungen und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die mit ihrem Einsatz die Durchführung der Tests ermöglichen und damit helfen, dass die Menschen, die vor dem russischen Angriffskrieg flüchten mussten, trotz der schwierigen Bedingungen ihre Bildungsbiografien weiterverfolgen können. Dass wir bei Bedarf sogar noch weitere Hochschulen hätten gewinnen können, ist ein starkes Zeichen der Solidarität, das das deutsche Hochschulsystem hier setzt.“
Dazu erklärte Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger: „Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat unfassbares Leid über das Land und seine Menschen gebracht. Umso beindruckender ist, wie sich viele junge Ukrainerinnen und Ukrainer auf ein Studium in ihrer Heimat und damit ihre Zukunft vorbereiten. Mit den sechs Standorten für Hochschulzugangstests in Deutschland wollen wir sie dabei unterstützen und so die Kontinuität ihrer Bildungsbiografien sichern. Es war mir ein besonderes Anliegen, mich hierfür einzusetzen. Mein Dank gilt allen Beteiligten.“
„Gerne helfen wir und sind grundsätzlich bereit, die ukrainischen Behörden hier zu unterstützen“, sagt Prof. Dr. Roger Gläser, Prorektor für Talententwicklung an der Universität Leipzig. „Unsere technischen und räumlichen Gegebenheiten sind dafür gut geeignet. In enger Rücksprache mit der Hochschulrektorenkonferenz und den ukrainischen Behörden werden wir nun organisatorische Fragen klären und die konkrete Umsetzung angehen. Dazu können wir auch auf die starke Mithilfe unserer Mitarbeitenden aus verschiedenen Bereichen der Universität bauen.“
Karin Prien, Präsidentin der Kultusministerkonferenz und Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Schleswig-Holstein: „Durch das Angebot der ukrainischen Hochschulzugangstests in Deutschland helfen wir jungen Ukrainerinnen und Ukrainern, Brüche in ihrer Bildungsbiografie zu vermeiden und sich auf ein Studium in der Ukraine vorzubereiten. Ich danke den beteiligten Hochschulen und der HRK für ihr besonderes Engagement. Zusammen mit den vielen Unterstützungsmaßnahmen für ukrainische Schülerinnen und Schüler in den Ländern, werden wir so dazu beitragen, zumindest im Bereich der Bildung die Kriegsfolgen abzumildern.“
Die Online-Examina werden zwischen dem 22. Juli und dem 3. Oktober 2022 in einheitlich festgelegten Zeitabschnitten an insgesamt sechs Standorten in Deutschland stattfinden: in Berlin, koordiniert von der Humboldt-Universität, sowie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, der Universität Hamburg, der Universität zu Köln und der Universität Leipzig. In München wurde das Kulturzentrum „Gorod“ von dem ukrainischen Ministerium für Bildung und Wissenschaft selbst gewonnen. Es wird erwartet, dass in Deutschland etwa 5.500 Personen an den Tests teilnehmen werden. Die Prüfungen werden zeitgleich in der Ukraine und in den europäischen Ländern durchgeführt, in denen Geflüchtete Schutz gefunden haben.