Pressemitteilung 2021/224 vom

Ein Viertel der Berliner:innen weist eine Verschwörungsmentalität auf. Zudem ist offener antischwarzer Rassismus zwar nur bei einem Zehntel der Hauptstadtbewohner:innen anzutreffen, sehr deutlich sind aber die Hinweise auf latente Ressentiments gegen schwarze Menschen in Teilen der Bevölkerung. Das haben die Ergebnisse der diesjährigen Erhebung des Berlin-Monitors ergeben.

Mit dem Berlin-Monitor wird die demokratische, politische Kultur in Berlin und die Ausbreitung antidemokratischer und rechtsextremer Einstellungen beforscht. Alle zwei Jahre wird hierfür eine für Berlin repräsentativen Umfrage durchgeführt. Die Ergebnisse für 2021 liegen nun vor. Der Schwerpunkt lag in diesem Jahr unter anderem auf der Verbreitung und Einbettung antischwarzen Rassismus in Berlin. Zudem wurden aktuelle Entwicklungen berücksichtigt, wie die Ausbreitung von Verschwörungsmythen im Kontext der Covid-19-Pandemie. 

Ein weiteres zentrales Ergebnis der Befragung ist, dass sich 23 Prozent der befragten Berliner:innen „eine einzige starke Partei“ wünschen, die „die Volksgemeinschaft insgesamt verkörpert“. Damit liegen sie wie insgesamt in der Befürwortung einer rechtsautoritären Diktatur über dem bundesweiten Vergleichswert. Bei allen anderen Dimensionen der rechtsextremen Einstellungen aber haben sie deutlich niedrigere Werte als der Rest der deutschen Bevölkerung. Insgesamt 12 Prozent haben ausländerfeindliche Einstellungen, bundesweit sind es 17 Prozent. 

Auf die massiven Konsequenzen für die Demokratie weist Prof. Dr. Gert Pickel, einer der Studienleiter von der Universität Leipzig, hin: „Rechtsextreme Einstellungen, aber auch antischwarzer Rassismus hängen mit dieser Verschwörungsmentalität eng zusammen.“ Prof. Dr. Oliver Decker, ebenfalls Studienleiter, ergänzt: „Verschwörungsmythen sind ein Scharnier der Rechtsextremen in die Mitte der Gesellschaft.“ 

Auch wenn die antidemokratische Einstellung im bundesweiten Vergleich sehr niedrig ist, die Auswirkung bekommen die Hälfte der Berliner:innen dennoch zu spüren. Sie berichten, Opfer von Diskriminierung zu sein. Besonders trifft es Frauen, sozial Schwache und Muslime. Der an der Studie beteiligte Wissenschaftler vom Else-Frenkel-Brunswik-Institut der Uni Leipzig, Kazim Celik, ordnet das Ergebnis ein: „Insgesamt bietet Berlin das Bild einer weltoffenen Metropole. Es ist aber trotzdem auch geprägt von Rassismus, Rechtsextremismus und Diskriminierung.“ 

Der Berlin-Monitor wurde im Herbst 2021 zum zweiten Mal durchgeführt. Hierfür werden im Zweijahresrhythmus 2000 repräsentativ ausgewählte Berliner:innen befragt. Erhoben wird ihre Einstellung zur Demokratie, Politik und verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen, hierzu gehören gruppenbezogene Aggressionen, rechtsextreme Einstellung und der demokratische Zusammenhalt. Der Berlin-Monitor wird von der Universität Leipzig durchgeführt, Projektleiter und Projektleiterin sind Prof. Dr. Oliver Decker (Sigmund Freud Privatuniversität Berlin/Universität Leipzig), Prof. Dr. Katrin Reimer-Gordinskaya (Hochschule Magdeburg-Stendal) sowie Prof. Dr. Gert Pickel (Universität Leipzig). 

Die Daten des Berlin-Monitor 2021 wurden zwischen September und November 2021 in einem Erhebungsmix von Telefonumfrage und Online-Befragung (TOM) erhoben. Der inhaltliche Schwerpunkt des zweiten Berlin-Monitors sind die Untersuchung rechtsextremer Einstellungen, antischwarzen Rassismus und des Klassismus in der Hauptstadt. Die Studie erfolgt in Zusammenarbeit mit der Landesstelle für Gleichbehandlung und dem Berliner Senat. 

Für Rückfragen und Interviewanfragen an die beteiligten Wissenschaftler Prof. Dr. Gert Pickel, Prof. Dr. Oliver Decker und Kazim Celik, M.A. wenden Sie sich bitte an die Öffentlichkeitsreferentin des Else-Frenkel-Brunswik-Instituts bzw. die Pressestelle der Universität Leipzig.