Zwischen Mythos und Wahrheit – Heisenberg und Goethe auf Helgoland
Einladung zum Vortrag : Auf den Spuren des „Mythos Helgoland“: Hat sich Heisenberg von dem Dichter und Denker Goethe für seine Forschung inspirieren lassen? Der Eintritt ist frei.
Der Vortrag widmet sich der vielfach wiederholten Behauptung, Werner Heisenberg habe in der entscheidenden Phase der Entwicklung seiner Quantenmechanik im Sommer 1925 auf Helgoland nicht nur wissenschaftliche, sondern auch literarisch-philosophische Inspiration aus der Lektüre Goethes geschöpft. Im Zentrum steht die kritische Überprüfung dieses Narrativs, das Heisenberg selbst in seinen späten Schriften nahelegt. Was ist dran am sogenannten „Mythos Helgoland“, insbesondere in Bezug auf Goethe? Und welche epistemologischen und sprachphilosophischen Voraussetzungen wären notwendig, um eine solche Verbindung zwischen literarischem Denken und quantenphysikalischer Theoriebildung plausibel zu machen? Ausgehend von zeitgenössischen Quellen und autobiografischen Texten wird die historische Einbettung dieses Mythos rekonstruiert und auf seine Tragfähigkeit geprüft.
Zentral ist die Frage, warum ein von Kontingenz und Subjekt-Objekt-Wechselwirkung geprägtes Weltbild für Heisenberg vorstellbar und akzeptabel war, während es für andere bedeutende Physiker und Physikerinnen der Zeit als unnatürlich oder unhaltbar erschien. Ausgehend von den Thesen Mara Bellers, Paul Formans, Michael Bitbols sowie Überlegungen im Anschluss an Robert Brandoms holistischen Sprachbegriff wird sondiert, inwieweit Heisenbergs Offenheit für kontingente Weltverhältnisse theoretisch auch aus einer philosophischen und literarischen Sozialisation resultieren könnte und ob sich diese Thesen durch Dokumente der Zeit belegen lassen.
"Werner Heisenberg in Leipzig (1927–1942)
Sie ergibt keinen Sinn, diese Quantenmachanik, die fast 100 Jahre nach ihrer Entdeckung immer noch schwer zu vermitteln ist. Viel davon kommt aus Leipzig, von Werner Heisenberg und seinen Schülern. Er hatte mit nicht einmal 30 Jahren vieles so klar gesehen wie heute wohl kaum ein Physiker gleichen Alters. Wie kann das sein? Wer war er? Wo kam er her? Wie ist das alles passiert in Weimarer Republik und Nationalsozialismus? Warum haben die Nazis diese Physik gehasst? Wie hat er Deutschland geprägt? Wo sind solche Menschen heute? Wir versuchen zu beleuchten und Antworten zu geben mit einer Reihe von Veranstaltungen."
- Vortrag von Yvonne Hütter-Almerigi
- Eintritt frei
Autor: Charlotte Commentz