Genaue Wettervorhersagen sind wichtig für unseren Alltag und werden insbesondere zur Unterstützung des Notfallmanagements bei Unwetterereignissen benötigt. Der Wind ist eine der wichtigsten Variablen in den Wettermodellen, aber außer am Boden gibt es nur sehr wenige Windbeobachtungen. Dies wirkt sich negativ auf die Qualität von Wettervorhersagen aus, da nur zuverlässige Messungen genaue Vorhersagen ermöglichen. Die Satellitenmission WIVERN (WInd VElocity Radar Nephoscope), die derzeit unter Beteiligung der Universität Leipzig entwickelt wird, soll hier Abhilfe schaffen und dazu beitragen, die Lücke im bestehenden Windbeobachtungsnetz zu schließen und die Qualität von Wettervorhersagen zu verbessern. Das innovative Konzept von WIVERN basiert auf einem konisch scannenden 94 GHz Wolkenradar, das den Doppler-Effekt nutzt, um den Wind in den Wolken zu messen. Damit kann der Wind an ein bis zwei Millionen Datenpunkten pro Tag gemessen werden, was laut Vorstudien die Vorhersagbarkeit von Wetterereignissen messbar verbessern wird. Die WIVERN-Messungen können auch genutzt werden, um Luftbewegungen in konvektiven Systemen wie Gewitterzellen besser zu verstehen. Darüber hinaus wird WIVERN hochauflösende Messungen von Regen, Schneefall und Wolken liefern, die zur besseren Quantifizierung des Wasserkreislaufs und der Energiebilanz der Erde genutzt werden können. „Insbesondere über den Polarregionen wird WIVERN eine bis zu 70-fach bessere Abdeckung von Niederschlagsereignissen liefern“, sagt Dr. Maximilian Maahn, Mitglied des wissenschaftlichen Beratungsteams von WIVERN. „Damit können wir besser beobachten, wie Schneefall die Massenbilanz der Eisschilde in der Antarktis und Grönland beeinflusst. In den nächsten Monaten werden wir Vorstudien durchführen, um herauszufinden, wie die Unsicherheiten bei der Schneefallmessung minimiert werden können.“ Im wissenschaftlichen Beratungsteam der ESA von WIVERN sind neben der Universität Leipzig auch Wissenschaftler*innen aus Reading (Vorsitz), Hamburg, Lindenberg, Montreal, Norrköping, Paris, Rom, Toronto, Toulouse und Turin vertreten. Die endgültige Entscheidung, welche Satellitenmission als ESA Earth Explorer 11 gestartet wird, soll im Sommer 2025 fallen.