Pressemitteilung 2022/107 vom

Auch in diesem Jahr hat die Universität Leipzig den höchstdotierten Forschungspreis Deutschlands eingeworben: Die Entwicklungspsychologin Tina Malti wird neue Alexander von Humboldt-Professorin 2023. Sie forscht zur kindlichen Entwicklung. Als neue Direktorin soll sie dem Leipziger Forschungszentrum für frühkindliche Entwicklung (LFE) eine noch größere internationale Strahlkraft verleihen. Der Preis wird der international renommierten Wissenschaftlerin, die von der University of Toronto in Kanada nach Leipzig wechseln wird, im kommenden Jahr verliehen, wenn sie die Berufungsverhandlung mit der Universität Leipzig erfolgreich abgeschlossen hat.

Wie wirken sich Krieg und Gewalt auf die Psyche von Kindern aus? Und wie können Kinder solche Traumata überwinden? Psychologin Tina Malti setzt sich mit derartigen Fragen auseinander. Sie konzentriert sich in ihrer Forschung auf die sozial-emotionale Entwicklung und die psychische Gesundheit von Kindern, die mit unterschiedlichen Belastungen konfrontiert sind. So testet und entwickelt sie Maßnahmen, die Kinder emotional stärken und die helfen, Traumata zu überwinden. 

Die deutsch-palästinensische Wissenschaftlerin vernetzt die Entwicklungspsychologie zielorientiert mit den Fachgebieten der klinischen Psychologie, Diagnostik, Intervention und differentiellen Psychologie. Ihre theoretische Arbeit wurde mit Hilfe von Längsschnitt- und Interventionsstudien und modernsten statistischen Verfahren in verschiedenen Bevölkerungsgruppen, Altersgruppen und Ländern überprüft. Ihre Ansätze helfen beispielweise zu verstehen, warum manche Kinder schon in jungen Jahren ein hohes Maß an Fürsorge für ihre Mitmenschen zeigen, während andere aggressiv werden und Verhaltensweisen an den Tag legen, die für für sie selbst und ihre Umwelt schädlich sind. Tina Malti möchte Kinder und Jugendliche aus allen Gesellschaftsschichten erreichen und arbeitet mit lokalen und internationalen Organisationen zusammen, denen sie ihr forschungsgestütztes Wissen bereitstellt.

Die bereits sehr gut aufgestellte Leipziger Entwicklungspsychologie soll mit Tina Malti als Direktorin des LFE weiter als Leuchtturm etabliert werden. Die Universität Leipzig möchte auch den Transfer in die (klinischen) Praxisfelder fördern. Maltis Aufgabe wird es sein, die Forschung des LFE noch stärker international sichtbar zu machen. Sie soll zudem Verbindungen zwischen Institutionen der Universität und außeruniversitären Einrichtungen stärken und Wege finden, die Forschungserkenntnisse der Gesundheitspolitik und der klinischen Interventionen in der Öffentlichkeit zu verbreiten. 

Zur Person

Tina Malti ist seit 2017 Professorin für Psychologie an der Universität Toronto und dort Direktorin des Laboratory for Social-Emotional Development and Intervention. Außerdem ist die Deutsch-Palästinenserin Gründungsdirektorin des Centre for Child Development, Mental Health, and Policy. Sie leitet ein diverses und interdisziplinäres Team von über 50 Studierenden, Post Docs und Mitarbeitenden und legt großen Wert auf aktive Nachwuchsförderung. Nach ihrem Studium der Psychologie an der FU Berlin war sie unter anderem als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität Zürich sowie an der Harvard Medical School tätig, bevor sie im Jahr 2010 an die Universität Toronto nach Kanada wechselte. 

Humboldt-Professuren für Leipzig

An der Universität Leipzig forschen beziehungsweise forschten bislang fünf Humboldt-Professoren: Prof. Dr. Sayan Mukherjee, Prof. Dr. Jens Meiler, Prof. Dr. Oskar Hallatschek, Prof. Dr. James Conant sowie Prof. Dr. Gregory Ralph Crane.

Über die Alexander von Humboldt-Professur

Die Humboldt-Professur ist der international höchst angesehene und auch in Deutschland  höchstdotierte Preis, der sich an Forschende aus dem Ausland richtet. Er wird von der Alexander von Humboldt-Stiftung in einem strengen Wettbewerbsverfahren vergeben, um deutsche Hochschulen in die Lage zu versetzen, weltweit führende, im Ausland tätige Forscher zu berufen und ihnen international konkurrenzfähige Bedingungen für zukunftsweisende Forschung zu bieten. Das Preisgeld in Höhe von bis zu fünf Millionen Euro ist für die Finanzierung der ersten fünf Jahre in Deutschland gedacht.