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Bereits in der vorindustriellen Zeit könnte es ein Bewusstsein für „Nachhaltigkeit“ von Böden und Konzepte zur Reduzierung von Bodenerosion gegeben haben. Ein interdisziplinäres Team der Universität Leipzig um den Geographen Dr. Johannes Schmidt ist in einer aktuellen Studie der Entstehung historischer Wölbäcker auf den Grund gegangen. Diese gewölbten Längsstrukturen auf Äckern wurden während des Mittelalters und der frühen Neuzeit angelegt.

Die gängigste Theorie zu ihrer Entstehung ist die Nutzung eines einseitigen Pflugs und demnach hauptsächlich dem Zufall geschuldet. Schmidt und seine Kolleg:innen fanden bei geoarchäologischen Erkundungen sowie durch computergestützte Gelände- und Erosionsmodellierung heraus, dass durchaus Absicht dahinter steckte und bereits eine vorindustrielle Landnutzung nachhaltig gewesen sein könnte.

„Typischerweise geht ackerbauliche Aktivität mit Bodenerosion einher. Die Mächtigkeit natürlicher, fruchtbarer Oberböden ist deshalb stark zurückgegangen. Modellierungen zeigen jedoch nun zum ersten Mal die starke erosionsmindernde Wirkung dieser Anlagen“, erklärt Schmidt. Dies spreche dafür, dass es schon damals ein Bewusstsein für die Nachhaltigkeit von Böden gegeben habe.

Dr. Johannes Schmidt ist als Post-Doc Mitglied der neuen Arbeitsgruppe „Historic Anthropospheres“ im Leipzig Lab. Dieses Förderprogramm der Universität Leipzig vereint weiterhin die Arbeitsgruppen Global Health sowie Children and Nature. Es ermöglicht den Beteiligten, in interdisziplinären Projektteams neue Formen der Zusammenarbeit auszuprobieren. Die Arbeitsgruppe „Historic Anthropospheres“ um Prof. Dr. Christoph Zielhofer (Physische Geographie) und Prof. Dr. Julia Schmidt-Funke (Geschichte der frühen Neuzeit) bearbeitet in den kommenden Jahren Mensch-Umweltbeziehungen im historischen Kontext mit Fokus auf die Kopplung historischer Biodiversität mit natürlichen und menschgemachten hydrologischen Variabilitäten.

Originaltitel der Veröffentlichung in MDPI:

„Erosion Modelling Indicates a Decrease in Erosion Susceptibility of Historic Ridge and Furrow Fields near Albershausen, Southern Germany“, doi.org/10.3390/land12030544