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Die technische Umstellung auf digitale Lehre ist gut gelungen. Vor Herausforderungen stellte das erste digital durchgeführte Semester alle Beteiligten der fehlende direkte Kontakt – so lautet das wesentliche Fazit der groß angelegten universitären Befragung von Studierenden und Lehrenden zum digitalen Sommersemester 2020. Deren Ergebnisse liegen nun ausgewertet vor. Viele der gesammelten Erfahrungen fließen in die Planung des Wintersemesters 2020/21 ein.

4 217 Studierende nahmen im Juli 2020 an der Online-Befragung der Universität teil, das entspricht 15 Prozent der gesamten Studierendenschaft, die per E-Mail zur Teilnahme eingeladen worden war und somit als repräsentativ gelten kann. Begleitend hatten bereits im Mai 785 Lehrende ihre Erfahrungen über eine ähnliche Online-Befragung mitgeteilt.

Technische Umstellung auf digitale Lehre weitgehend erfolgreich

Die Digitalisierung des Sommersemesters verlief in der Gesamtschau der Befragungsergebnisse weitgehend erfolgreich. Die Mehrheit der befragten Lehrenden (85 %) berichteten, dass sie alle ihre Veranstaltungen digital angeboten hätten; Laborpraktika fanden überwiegend in kleinen Gruppen im Präsenzbetrieb statt. Auch die meisten Studierenden gaben an, dass sie keine (74 %) beziehungsweise nur eine (12 %) der für das Sommersemester geplanten Lehrveranstaltungen verschieben mussten. In den Freitextkommentaren äußerten sich viele Studierende positiv und wertschätzend über die schnelle Umstellung auf die digitale Lehre.

Die Corona-Krise brachte organisatorische Herausforderungen mit sich: Bereits geplante Lehrinhalte wurden innerhalb kurzer Zeit auf digitale Formate umgestellt. Besonders oft griffen Lehrende dabei auf die Möglichkeit zurück, die Lehrmaterialien zum Download für die Studierenden bereitzustellen. So nutzten 87 Prozent der befragten Studierenden diese Form der Lehre. Viele Lehrende übersetzten auch ihre Lehrveranstaltungen in digitale Präsentationen, die sie mit gesprochenem Text vertonten (68 %). Videokonferenzen wurden zu einer häufig genutzten Methode (73 %), um eine Interaktion auch ohne Präsenz zu ermöglichen. Gut die Hälfte der befragten Studierenden hat zudem an Videovorlesungen teilgenommen, die entweder zu festen Terminen, also synchron, stattfanden (53 %) oder aufgezeichnet, also asynchron, zur Verfügung gestellt wurden (52 %).

Gute Ausstattung für digitale Lehre

Für die digitalen Lehrformate nutzten Lehrende und Studierende vor allen Dingen die universitätseigene Lernplattform Moodle, Präsentationssoftware wie Powerpoint oder Keynote sowie die Videokonferenztools BigBlueButton und Zoom.

Den meisten Studierenden (89 %) stand die benötigte Hard- und Software laut der Befragung zur Verfügung. Auf Anfrage beim Universitätsrechenzentrum (URZ) konnte Unterstützung mit Hard- und Software ermöglicht werden. Gut jedem/jeder vierten Studierenden (28 %) erschwerte jedoch auch eine schlechte Internetverbindung die Teilnahme an digitalen Lehrveranstaltungen. Häufig wurde nach der Datensicherheit bestimmter Software-Lösungen gefragt – das URZ reagierte auf diese Bedenken bereits im April mit der großflächigen Einführung zusätzlicher Lizenzen für empfohlene Tools.

„Außerdem sollen sich die Lehrenden im Wintersemester möglichst auf die vom Rechenzentrum angebotenen Lösungen fokussieren, um die Übersichtlichkeit zu gewährleisten“, erklärt Prorektor Thomas Hofsäss.

Motivation und Sozialleben leiden durch besondere Situation

Nicht nur durch die veränderten technischen Rahmenbedingungen, sondern auch mit Blick auf die eigenen Lehr-Lern-Routinen, die Motivation und die sozialen Kontakte verlangte das digital durchgeführte Semester Lehrenden und Studierenden viel ab. Fast die Hälfte der befragten Studierenden (46 %) gab an, dass es ihnen schwergefallen sei, sich an Lehrveranstaltungen zu beteiligen. Mangelnde Motivation (61 %) und fehlende soziale Kontakte (60 %) wurden als Hauptgründe dafür genannt. Auch gaben viele Lehrende (72 %) an, dass die Kommunikation mit den Studierenden nicht immer reibungslos lief.

82 Prozent der Befragten bestätigten, dass manche Lehrveranstaltungen nur in Präsenz möglich wären. Dennoch wünscht sich laut der Befragung knapp die Hälfte der Studierenden (43 %) auch in Zukunft mehr digitale Lehr-Lernformate, wobei vor allem Videovorlesungen (57 %) und „Blended-Learning-Arrangements“ (52 %) präferiert werden.

„Aufgrund der gesammelten Erfahrungen sollen im Wintersemester 2020/21 viele Lehrveranstaltungen insbesondere für das 1. bis 3. Semester Präsenzphasen enthalten“, erklärt Prorektor Thomas Hofsäss. „Teilnehmerstarke Präsenzvorlesungen wird es aber bedingt durch die anhaltenden Pandemiesituation nur in einem anderen Organisationsrahmen geben. Eine Lösung für dieses Dilemma sind sogenannte hybride Lehrveranstaltungen, die nur teilweise vor Ort stattfinden, oder bei denen sich die Gruppe der Lernenden auf den analogen und den digitalen Lehrraum aufteilt.“

Kommunikation als Herausforderung in der Krise

Das unerwartet digital durchgeführte Sommersemester 2020 hat gezeigt, wie wichtig, aber auch wie herausfordernd gute und zeitnahe Kommunikation in einer solchen Ausnahmesituation ist: 39 Prozent der befragten Studierenden gaben an, dass sie individuell und fachbezogen mehr Informationen zu den bestehenden Möglichkeiten und Einschränkungen im Studium benötigt hätten. In den Freitexten wurde unter anderem auf die Vielzahl der Informationsquellen und -kanäle verwiesen. Unsicherheiten traten insbesondere im Hinblick auf die Prüfungsorganisation auf. Im Befragungszeitraum von Anfang bis Mitte Juli zeigten sich mehr als die Hälfte der Befragten (52 %) besorgt darüber, nicht ausreichend über die Durchführung von Prüfungen und den entsprechenden Leistungen informiert zu sein.

„Transparente und verständliche Kommunikation ist gerade in einer Krisensituation wichtig“, so Prorektor Thomas Hofsäss. „Deshalb werden seit Beginn der Krise auf einer eigenen universitären Website die wichtigsten allgemeinen Informationen gebündelt und kontinuierlich aktualisiert.“
Zum Thema Prüfungsorganisation sagt er: „Die Universitätsleitung hat im Mai wichtige Leitlinien für die Durchführung von Prüfungen im Sommersemester empfohlen, die den Fakultäten und der Universitätsverwaltung ein flexibles Vorgehen je nach den fachspezifischen Bedarfen ermöglichte. Die reibungslose Umsetzung braucht Zeit. Im Wintersemester wird es durch die Fakultäten angepasste Lösungen geben, soweit sich das als notwendig erweist.

An dieser Stelle möchte ich allen Studierenden, Lehrenden, Beratenden  und dem Infrastrukturpersonal noch einmal ausdrücklich für ihr Engagement danken.“